Für seine Rolle als narzisstischer Literaturnobelpreisträger Daniel Mantovani bekam Oscar Martínez in Venedig 2016 überraschend den Silbernen Löwen als Bester Hauptdarsteller.
Der Film „Der Nobelpreisträger“ (im Original: El ciudadano ilustre) entpuppt sich beim Kinostart in Deutschland mehr als ein Jahr später als tempoarme Tragikomödie über einen Clash zweier Kulturen: Hier der fiktive, weltweit gefragte Starautor, der längst nicht mehr zum Schreiben kommt, da er mit Einladungen für Grußworte, Konferenzbeiträge und Lesereisen überschwemmt wird, die seine Agentin für ihn abwimmelt. Dort das Dorf Salas, dem er vor Jahrzehnten den Rücken gekehrt hat, dessen Einwohner aber leicht verfremdet durch seine Romane geistern.
Der Plot erschöpft sich darin, dass ihm die Dorfbewohner die Ehrenbürgerschaft antragen und er sich tatsächlich in einer Mischung aus Melancholie, Neugier und Angewidertsein in die alte Heimat aufmacht.
Daraus ließen sich durchaus ein paar Funken schlagen, der Film von Gastón Duprat und Mariano Cohn schleppt sich aber zu zahm und geradezu betulich, bis er kurz vor Schluss in einer drastischen Farce versinkt. „Der Nobelpreisträger“ erreicht leider nicht das Niveau, das wir von den argentinischen Filmen wie „Wild Tales/Relatos salvajes“ oder „El Clan“ kennen, die in den vergangenen Jahren auf großen internationalen Festivals liefen.
Bild: Cine Global Verleih