Mit Kostümfilmen und Literaturverfilmungen hat sich der britische Regisseur Joe Wright einen Namen gemacht: „Stolz und Vorurteil“ nach Jane Austen (2005), „Abbitte“ nach Ian McEwan (2007) und „Anna Karenina“ nach Leo Tolstoi (2012) sind seine bekanntesten Werke, Keira Knightley stand jeweils im Mittelpunkt.
Sie fehlt diesmal und noch etwas hat sich geändert: statt einer bekannten literarischen Vorlage bedient sich Wright diesmal bei historischen Ereignissen. Die Konstante in seinem Werk: Auch „Die dunkelste Stunde/Darkest Hour“ ist sehr altbacken und betulich geraten.
Wrights neuer Film ist ganz auf Gary Oldman zugeschnitten: er verkörpert den britischen Kriegspremier Winston Churchill, der mit „Blut, Schweiß und Tränen“-Reden den Widerstand gegen die Nazis mobilisierte. Der Film zeichnet Churchill als schrulligen, nuschelnden Außenseiter, der gegen den Widerstand seiner „Parteifreunde“ ins Amt kommt. Im Hintergrund zog weiter Neville Chamberlain die Fäden, der für eine „Appeasement-Politik“ stand und mit dem Münchner Abkommen von 1938 unrühmlich in die Geschichte einging, vermittelt uns dieser Film.
Ausgerechnet dieses zähe Biopic könnte zum größten Triumph in der Karriere des Hauptdarstellers Gary Oldman werden. In den 1990er Jahren machte er sich als Schurke in Hollywood einen Namen, eine seiner ersten großen Rollen war Lee Harvey Oswald in Oliver Stones „JFK – Tatort Dallas“ (1991). Nach der Jahrtausendwende bekam seine Laufbahn eine Delle, er landete auf schwarzen Listen und arbeitete sich erst allmählich mit den „Harry Potter“ und „Batman“-Sequels zurück. Für die Hauptrolle in der le Carré-Verfilmung „Dame, König, As, Spion“ war er bereits 2012 für einen Oscar nominiert, nun gilt er – spätestens seitdem er den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller – als heißer Favorit für seine Darstellung des Kriegspremiers.
Dies ändert jedoch nichts daran, dass „Die dunkelste Stunde“ ein enttäuschender Film ist, der sich zu zäh und spannungsarm dahinschleppt. Er dürfte vor allem die Herzen nostalgischer, tief verunsicherter Brexit-Anhänger höher schlagen lassen, die sich in eine glorifizierte Vergangenheit zurücksehnen.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Handlung von „Die dunklste Stunde“ auf die Schlacht von Dünkirchen zuläuft, die Kinobesuchern seit Christopher Nolans „Dunkirk“, einem Highlight des vergangenen Kinojahres, noch sehr präsent ist. Im Vergleich zu diesem beeindruckenden Epos wirkt „Die dunkelste Stunde“ mickrig.
Bild: Focus Features