Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht

Zu seinem 75. Geburtstag machte das Deutsche Theater Berlin dem Regisseur und Aktivisten Rosa von Praunheim ein besonderes Geschenk: Intendant Ulrich Khuon überließ ihm die Kammerspiele, um sich dort auszutoben, und gab ihm neben dem Gast-Musiker Heiner Bomhard den talentierten Božidar Kocevski an die Hand, der zuletzt in mehreren Inszenierungen wie „König Ubu“, „Lesbos – Black Box Europa“ und „Hauptmann von Köpenick“ auf sich aufmerksam machte.

Das Ergebnis mit dem kauzigen Titel „Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“ kann man am ehesten als bunte Revue durch Rosa von Praunheims Leben und eine Zeitreise durch die vergangenen Jahrzehnte der Schwulenbewegung beschreiben. Beides ist natürlich untrennbar verbunden.

Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht

Während das Publikum langsam nach den Plätzen sucht, flimmern vorne zur Einstimmung schon Archivaufnahmen: sein Outing von Hape Kerkeling und Alfred Biolek, das 1991 so hohe Wellen schlug, frühe Praunheim-Filme, die lustvoll zwischen Camp und Trash neue Spielräume ausloten und immer wieder Bilder von Lotti Huber, mit der er fünf Filme drehte.

Der restliche Abend verläuft so, wie wir es von Rosa von Praunheim gewohnt sind: im einen Moment (tod)ernst an die vielen Opfer der AIDS-Krise der 80er und frühen 90er erinnernd, im nächsten Moment schlüpfrig, wenn Kocevski mit Vibratoren und Dildos experimentiert. Mal parodistisch (Bomhard als Thomas Gottschalk und homophober Bavaria-Redakteur, Kocevski als Kinski-Verschnitt), mal einfach nur albern.

Der Abend ist sicher kein Meilenstein der Theatergeschichte, aber Geburtstagskind von Praunheim hatte sichtlich Spaß, als er die große Treppe herabstieg und sich gemeinsam mit seinen beiden Spielern den wohlwollenden Applaus des recht gut unterhaltenen Publikums abholte.

Bilder: Arno Declair

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert