Thalheimers Richard III.

Eingezwängt in den düsteren, nachtschwarzen Kasten, den Olaf Altmann auf die Bühne des Residenztheaters gewuchtet hat, vollzieht sich das auf zweieinhalb Stunden gekürzte Gemetzel aus Shakespeares Königsdrama „Richard III.“.

Das Problem von Michael Thalheimers Inszenierung ist, dass sie vom ersten Moment am Anschlag ist. Zu den eindringlichen Klängen von Bert Wrede erleben wir eine „Finsterworld“, wie die SZ ihre Premieren-Kritik überschrieb. Hier bleibt zu wenig Raum für die Finessen und Nuancen von Shakespeares Text.

Die Schauspieler brüllen sich durch ein Gruselkabinett, statt differenzierter Charaktere erleben wir stark überzeichnete Figuren, die mehrere Rezensenten an die expressionistische Ästhetik erinnerten. Ein Abend, an dem man „nie klar sieht, nie mehr ver­steht, als dass schon wie­der wer ge­met­zelt, er­säuft, er­stickt wur­de“, wie die ZEIT treffend bemerkte.

Sibylle Canonica setzt in diesem Dunkel als Margaret eines der raren Glanzlichter: sie geistert als mahnende Anklägerin über die Bühne und schleudert dem Schurken voller Verachtung ihr „Richard, Richard, Richard…“ entgegen.

Der Oberschurke bleibt diesmal blass: Norman Hacker kann sich in der Titelrolle nicht so entfalten wie Lars Eidinger bei seiner Schaubühnen-Show oder Jörg Pohl als Horrorclown am Thalia Theater. Thalheimers „Richard III.“ bleibt aber auch hinter Jan Bosses Frankfurter Inszenierung zurück, die so gekonnt mit der Raumwirkung spielte.

Bilder: Matthias Horn

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