Aus dem Versuch, den Rollator mit dem Diebesgut durch die Wohnungstür der Familie Bam, wird ein perfekt arrangiertes Körperknäuel. Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Karim Daoud und Kenda Hmeidan vom Exil Ensemble legen gemeinsam mit Aram Tafreshian, der seit 2013 am Haus engagiert ist, eine Nummer hin, die genauso schräg ist, wie die Bühne von Julia Oschatz.
Hochtourig, mit wenigen Durchhängern im mittleren Teil lässt Christian Weise seine Spielerinnen einen Klassiker des absurden Theaters performen. Bevor es zum ersten Mal an der Wohnungstür von „Elizaveta Bam“ klopft, gibt Afrashian in einem Prolog einen kurzen Abriss über das Leben des Dichters. Live-Musiker Jens Pohle, der auch später immer wieder ins Geschehen eingreift, treibt ihn mit stalinistischen Verhörmethoden in die Enge.
Aus dem Ensemble ragen vor allem Aljubeh und Daoud als Iwan Iwanowitsch und Pjotr Nikolaiwitsch heraus, die mit breitem Grinsen und in Sträflingsanzügen den Haushalt der Familie Bam aufmischen. Die erste Szene beginnt als Verhaftung durch die vermeintlichen Staatsorgane. Doch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Aus der Verhaftung wird ein Raubüberfall. Die weitere Handlung lässt sich beim besten Willen nicht zusammenfassen. Charms machte sich einen Spaß daraus, die Figuren in den 19 Szenen in immer absurdere Konstellationen zu treiben. Nach einer von Jan Krauter choreographierten Fechtszene wird Elizaveta doch noch abgeführt und stürzt sich in eine melodramatische Opernarie. „Das Spiel „Elizaveta Bam“ ist ein ebenso phantasievoller wie bissiger Abgesang auf das Theater alten Stils. Keine dramatische Handlung wird nachgestellt, vielmehr bündelt der Autor alle denkbaren Formen, Methoden und Stile, mit denen traditionelles Theater Handlungsprozesse aufzubauen pflegt, zu einem farbigen Vexierspiel. Ständig sich verändernde Personen erleben an ständig sich verändernden Orten zu ständig sich verändernden Zeiten ständig sich verändernde Geschichten. Charms führt vor, mit welchen Mitteln man gemeinhin im Theater zum Narren gehalten wird“, beschrieb der Deutschlandfunk diesen Text voller scharfer Brüche und kurioser Pirouetten.
Christian Weise brachte diesen selten gespielten, 1927 in Leningrad uraufgeführten Text auf die kleine Studiobühne des Gorki Theaters. Die skurrilen, stark überzeichneten Figuren passen gut zu seinem expressionistischen Regiestil. Die „Elizaveta Bam“, die er auch schon 2013 am Landestheater in Tübingen inszenierte, gelingt ihm mit ihrem galligen Humor besser als die recht biedere „Alles Schwindel“-Operette, die nebenan auf der größeren Gorki-Bühne kurz vor Weihnachten Premiere hatte.
Bild: Esra Rotthoff