Oscar Wilde war schon seit langem ein Markstein in der Karriere des britischen Schauspielstars Rupert Everett. Er spielte um die Jahrtausendwende tragende Rollen in zwei Verfilmungen seiner scharfzüngigen Salonkomödien („Ein perfekter Ehemann“, 1999 und „Ernst ist alles“, 2002).
Seit langem trug er sich mit dem Gedanken, dass er in einem Biopic auch die weniger amüsanten Seiten aus dem Leben dieses berühmten Schriftstellers auf der Leinwand darstellen möchte. Gut ein Jahrzehnt lang stockte das Projekt, so dass sich Everett schließlich entschied, nicht nur die Hauptrolle zu übernehmen, sondern die Sache als Debüt-Regisseur auch gleich selbst in die Hand zu nehmen.
Der Film setzt bei der Verurteilung von Wilde zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit ein, weil er wegen seiner homosexuellen Affäre mit Lord Bosie Douglas denunziert wurde. Der Film zeigt ausführlich, wie Wilde nach seiner Freilassung von homophoben Moralaposteln angepöbelt und bespuckt wird und wie er vergeblich versucht, eine neue Existenz aufzubauen. Liebschaften führen ihn nach Frankreich und Italien. Kurze Hoffnungsschimmer werden aber schnell wieder zunichte gemacht. Der alte Ruhm als Liebling der Londoner Gesellschaft, die seinen Komödien stehend applaudierte, bleibt ferne Erinnerung.
Dem Film ist deutlich anzumerken, dass es ein Herzensprojekt von Rupert Everett ist. Er schleppt sich über knapp zwei Stunden aber doch recht zäh dahin. Das gediegene Biopic, das dem Altern und Verfall seines Protagonisten breiten Raum gibt und ihn zu elegischen Streicherklängen auf seinem Sterbebett im Pariser Exil zeigt, bekam zurecht bei seiner Uraufführung als Berlinale Special nur zwiespältige Kritiken und startet nun im Kino.
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