Lazarus

Eine stringente Handlung wird man in „Lazarus“, dem Musical, das David Bowie kurz vor seinem Tod gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh schrieb, vergeblich suchen: Newton, der Alien-Mann, der vom Himmel fiel und den David Bowie in Nicolas Roegs legendärem Film von 1976 verkörperte, sitzt auf der Erde fest. Lebensmüde muss er dennoch am Leben bleiben, da er einfach nicht sterben kann. Skurrile Gestalten kreuzen seinen Weg, unterlegt von einem Best-of zum Teil neu arrangierter David Bowie-Hits und einer Handvoll vom todkranken Meister neu geschriebener Songs.

In der ersten Szene sitzt Newton (Ex-Volksbühnen-Star Alexander Scheer) mit dem Rücken zum Publikum. Er flätzt sich in seinem Sessel und lässt TV-Bilder der vergangenen Jahrzehnte an sich vorbeiflimmern. Von 50er-Jahre-Musik über Kennedy und Reagan bis zu Pussy Riot, Olaf Scholz und Alice Weidel, dazu immer wieder CNN-Breaking News-Einblendungen.

Zäh nimmt der mit einer Pause auf 2,5 Stunden gestreckte Abend Fahrt auf. Statt des von Falk Richters erhofften interessanten Regiezugriffs tappt der „Lazarus“ am Hamburger Schauspielhaus in dieselbe Falle wie die deutsche Erstaufführung des Musicals von Matthias Hartmann in Düsseldorf. Zu brav wird ein Song nach dem anderen abgehakt. Eine müde Nummernrevue statt im Programmheft angekündigter fiebriger Assoziationssplitter.

Im direkten Vergleich bleibt der Hamburger „Lazarus“ sogar noch hinter dem Düsseldorfer zurück: In Düsseldorf gab es mit André Kaczmarczyk in der Rolle des Serienmörders Valentine wenigstens eine interessante Figur auf der Bühne. Bei Tilman Strauß wird dieser Valentine zu einer Karikatur. Statt einer bedrohlichen Schattengestalt röhrt dieser Valentine mit schriller Stimme und verströmt keine Killer-Aura.

Auch tänzerisch blieb der Abend weit hinter den Erwartungen zurück. Gerade Falk Richter gelang es schon oft, Tanz und Theater zu spannenden Inszenierungen zu verbinden. Diesmal gelang keine schlüssige Choreographie.

Da die Bowie-Hits aber eine sichere Bank sind und „Heroes“ natürlich für ein großartiges Finale sorgt, trampelte das Hamburger Publikum nach der Premiere und erkämpfte sich eine Zugabe dieses wohl bekanntesten Bowie-Songs.

Bilder: Arno Declair

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