Megalopolis

Man möchte sie am liebsten in einem Castorf-Stück an der Volksbühne sehen, schwärmte Frank Weigand auf tanznetz.de von der brasilianischen Tänzerin Fernanda Farah nach der Premiere von „Megalopolis“ an der Schaubühne im Januar 2010. Meines Wissens hat sich dieser Kritiker-Wunsch bislang nicht erfüllt. Aber nach einigen Umwälzungen der Berliner Theaterszene steht Fernanda Farah neun Jahre später tatsächlich auf den Volksbühnen-Brettern: Castorf ist bekanntlich nicht mehr Hausherr, aber der aktuelle Interims-Intendant lud die Produktion, die an der Schaubühne längst nicht mehr im Repertoire ist, zu seinem exzellenten Gastspiel-Programm, mit dem sich das in der Ära Dercon zu oft leere Haus wieder füllt.

In den knapp 100 Minuten verknüpft Constanza Macras mit ihrer Dorky Park-Compagnie wie üblich Tanz und Theater. Private Geschichten vom Überlebenskampf im unübersichtlichen Großstadtmoloch stehen neben Auszügen aus Essays des Soziologen Richard Sennett und des Architekten Rem Koolhaas sowie einigen Schnipseln von Slavoj Žižek. Im Hintergrund laufen Videos von den glitzernden Skylines und den Slums der Metropolen dieser Welt (Video: Jens Crull, Matthias Klütz).

Das Problem des Abends ist, dass er abgesehen von einigen starken Tanzszenen, die ein Gefühl von der Verunsicherung der Menschen und der Rasanz des Alltags in Megacities vermitteln, zu wenig zu erzählen hat und verflacht. Vor allem in der zweiten Hälfte gerät das Thema zu oft aus dem Fokus, ein Exkurs reiht sich an den nächsten, Leni Riefenstahl und Albert Speer stehen unvermittelt neben streitenden Paaren, die sich auf der Straße eine Szene machen.

„Megalopolis“ leidet auch darunter, dass aus der Urbesetzung zwei Akteure fehlen: Franz Rogowski, der nur in einigen Videoeinspielern (kauend im Diner) auftaucht und nach seiner Zeit an den Münchner Kammerspielen momentan im Kino sehr präsent ist (3x im Berlinale-Wettbewerb in den vergangenen beiden Jahren) und der Hiphop-Tänzer Denis Kuhnert, der zuletzt vor allem mit Falk Richter und Armin Petras zusammenarbeitet.

Bild: Thomas Aurin

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