Ich ist ein anderer dieses wir bin nicht eine Pfeife (Metaware)

Hinter diesem monströs langen, nach Pollesch klingenden Titel verbirgt sich ein Projekt von Schaubühnen- und Tatort-Star Mark Waschke, die als „Lecture Performance“ firmiert. Carolin Emcke hat ihn mit ihrer feministischen Lesung „Ja heißt ja…“ inspiriert, dass er dieses Format auch mal ausprobieren möchte, erzählt Waschke, als er mit dem Schrubben der Globe-Bühne fertig ist.

Eine theoriegesättigte, mit allen Diskurswassern gewaschene Lecture, wie sie Emcke bot, hat Waschke allerdings nicht im Sinn. Stattdessen entwickeln sich die 90 Minuten zu einer charmanten Plauderei, die vom Hölzchen aufs Stöckchen springt. Typisch für Waschke ist, dass er ganz ungeschützt über sein Privatleben, seine erotischen Phantasien und auch über seine Trennung spricht. Im Stil des Gorki Theaters einige Kilometer östlich bleibt auch bei ihm offen, wie viel davon wahr ist und was einfach nur gut erfunden oder einer Laune des Augenblicks entsprungen ist. Ebenfalls typisch für Waschke ist, dass er das Publikum anspricht und mit ihm flirtet: von den Zuschauerinnen in der ersten Reihe über langjährige Weggefährten bis zur taz-Kritikerin und Frau Schitthelm, der Gattin des langjährigen Schaubühnen-Direktors, wird hier fast jeder*r mal angesprochen.

Kleine Musik- und Gesangseinlagen (begleitet von Oliver Urbanski) lockern den launigen Abend auf. Mit Vorliebe arbeitet sich Waschke allerdings an seinem Schauspielerkollegen Lars Eidinger ab. Mehrfach teilt er Seitenhiebe gegen Eidinger aus, der zeitgleich einige Meter weiter bei seiner „Hamlet“-Show auf der Bühne steht. Mal ging es um seine Angewohnheit, flüchtenden Zuschauer*innen hinterherzurufen, mal um sein Selfie mit der Bundeskanzlerin, die vor kurzem bei der „Richard III.“-Inszenierung zu Gast war. Für Insider*innen unterhaltsam wird es auch, wenn er über das Studium an der HfS Ernst Busch in einem Jahrgang voller zukünftiger Stars oder über die Anfangszeit der Ära Ostermeier, als zur Jahrtausendwende ein Clique Dreißigjähriger das Theater von Peter Stein und Andrea Breth entstaubte.

Die Performance „Ich ist ein anderer…“ ist dank des sympathischen Plaudertons von Waschke kurzweilig, aber streckenweise doch etwas banal. Die 90 Minuten ziehen sich etwas in die Länge, straffe 45-60 Minuten wären eine bessere Lösung gewesen.

Bilder: Joachim Gern

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