Die stoische Art, mit der sich der palästinensische Regisseur Elia Suleiman nach einem Jahrzehnt Pause durch „It must be heaven“ qualmt und schweigt, stellt sein Publikum auf eine harte Geduldsprobe. Wie aus der Zeit gefallen wirkt sein Stil. Nicht von ungefähr zogen Kritiker*innen immer wieder Jaques Tati und Buster Keaton zum Vergleich heran, um zu beschreiben, was in diesen 97 Minuten auf der Leinwand passiert.
Zwischen all den provozierend behäbig erzählten, skurrilen Begegnungen mit Nachbar*innen in Israel und mit Zufallsbekanntschaften in Paris und New York gibt es vor allem im letzten Drittel ein paar hübsche Momente. Es ist ganz amüsant, wie Suleiman sich und seine Art, dem Kinobetrieb und seinen Marktmechanismen konsequent den Stinkefinger zu zeigen, auf die Schippe nimmt: In einem Pariser Büro macht ihm der Produzent klar, dass Filme über den Nahostkonflikt durchaus Chancen hätten, er aber für diese Projektidee keine Zukunft sieht. In New York lässt ihn eine Produzentin einfach im Wartezimmer sitzen und schwebt stattdessen mit Gael García Bernal davon, um über ein Kolonialismus-Projekt zu sprechen.
Zwischen all dem bewusst eingesetzten Leerlauf gibt es die eine oder andere schöne Slapstick-Choreographie und interessante Perspektivverschiebungen: sowohl in New York, wo in Suleimans überspitzter Karikatur der Waffengesetze plötzlich jeder ganz selbstverständlich eine Schnellfeuerwaffe beim Shopping dabei hat, als auch in Paris, wo Panzer und Luftwaffe bei den Vorbereitungen auf den Nationalfeiertag paradieren, ist der öffentliche Raum in „It must be heaven“ so militarisiert, wie er es im Nahen Osten im seit Jahrzehnten andauernden Krisen-Modus tatsächlich ist.
In seiner Schrulligkeit zielt Suleimans Film auf ein Nischen- und Festival-Publikum. Die Jury in Cannes gab ihm eine lobende Erwähnung mit auf den Weg, diese Woche wird er in München präsentiert. Spannend ist, wie „It must be heaven“ an den Kinokassen abschneiden wird, ein Starttermin ist für Februar 2020 geplant.
Bild: © FILMFEST MÜNCHEN 2019