Als interessantes Cross-Over beginnt Adam Linder seine neue Choreographie „Loyalty“. Das fünfköpfige Ensemble streckt sich in den klassischen Posen des Balletts. Der Kontext ist jedoch ungewohnt: die androgynen Kostüme hat der Regisseur selbst entworfen, ganz in Schwarz erinnern sie eher an ein Club-Outfit als an die Welt von Bolschoi und Staatsballett. Vom Band kommen Klänge der britischen Avantgarde-Band Coil, die an den Nerven zerren und sägen.
Der 2. Akt besteht aus einem Solo von Douglas Letheren im Adams-Kostüm, er wirft sich in Posen zwischen Affe und Vormensch, übt sich am aufrechten Gang. Spannungsreicher wird der 3. Akt, in dem auch der Rest des Ensembles zurück auf die Bühne kommt. Diesmal fast ganz in weiß, in enganliegenden Trikots, schmiegen sie sich aneinander.
„Loyalty“ wurde von Kampnagel produziert und der Kulturstiftung des Bundes unterstützt, für zwei Vorstellungen gastiert es nun bei „Tanz im August“ im HAU. Als ästhetische Spielerei, die Traditionen des klassischen Tanzes aufgreift und mit unerwarteten zeitgenössischen Formen konfrontiert, sind die 60 Minuten anregend. Sie gehen aber auch nicht über eine Spielerei hinaus.
Bilder: Diana Pfammatter