Zweifellos ist „Argentina, 1985“ ein interessantes Zeitdokument. Santiago Mitre setzt dem Staatsanwalt Julio Strassera (Ricardo Darín) und seinem Team aus ehrgeizigen, aber noch unerfahrenen Nachwuchs-Juristen wie Luis Moreno Ocampo (Peter Lanzani), der später Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof wurde,  ein Denkmal.

Die Amazon Prime-Produktion erzählt von ihren Vorbereitungen auf den Mammut-Prozess gegen die Junta: Jorge Videla und Emilio Massera wurden zu lebensläglicher Haft verurteilt wegen all der Verbrechen, die sie nach dem Putsch begangenen haben: Entführungen, Folter in Geheimgefängnissen und brutale Morde durch ihre Schergen.

Mehr als zwei Stunden lang schildert der Film die anfänglichen Bedenken des Staatsanwalts, der während des Regimes ein stummer Mitläufer war, und all die Drohungen und Abwiegelungsversuche, mit denen die Anhänger des alten Regimes und auch einige Kräfte in der neuen, demokratischen Regierung auf den Prozess Einfluss nehmen sollten.

„Argentina, 1985“ gipfelt im zehnminütigen, sehr emotionalen Schlussplädoyer des Staatsanwalts. Historische Archivaufnahmen werden zwischen die Spielszenen montiert. Eine der dramturgischen Schwächen des Films ist, dass die restlichen zwanzig Minuten nur noch wie ein Nachklapp wirken.

Der zentrale Einwand gegen den Film ist jedoch, dass er arg konventionell der ausgetretenen Hollywood-Ästhetik folgt und ganz offenkundig auf die Oscars zielt. Nach dem FIPRESCI-Preis in Venedig und dem Publikumspreis in San Sebastian gewann er bereits den Golden Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film.

Bild: Amzazon Studios/Prime Video

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