Irdische Verse

In neun durch Schwarzblenden voneinander getrennten Miniaturen erzählt das Duo Ali Asgari und Alireza Khatami (Regie und Drehbuch) von den Schikanen durch die Sittenwächter im iranischen Regime.

Zwei Episoden erzählen von den strengen Bekleidungsvorschriften, gegen die junge Frauen rebellieren. Skurril entwickelt der Dialog auf der Meldebehörde: der Beamte will den Vater überreden, einen religiösen islamischen Namen für seinen Sohn zu wählen und verbietet kategorisch alle westlichen Namen.

Der schmierige alte Mann, der die Frau beim Vorstellungsgespräch bedrängt, ist in Zeiten von #metoo ganz sicher kein Phänomen, das nur im Iran vorkommt. Um sexuelle Übergriffe geht es auch auf der Führerscheinstelle, wo sich ein Mann Schritt für Schritt ausziehen muss, unter dem Vorwand, dass der Beamte nur so die Tattoo-Texte auf seinem Körper lesen kann.

Die „Frau Leben Freiheit“-Proteste sind ein Jahr nach ihrem Beginn aus den Schlagzeilen verschwunden. An den Zuständen im Iran, die diese 77 Minuten kurze Fingerübung dokumentiert, hat sich offensichtlich wenig geändert.

Nach seiner Rückkehr von der Premiere in der Cannes-Sektion Un certain regard wurde Asgaris Pass eingezogen und die Zensur verbot ihm, weitere Filme zu drehen. Beim Filmfest Hamburg war „Irdische Verse“ in der politischen Filmreihe „Veto!“ zu sehen.

Bild: Filmfest Hamburg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert