The Old Oak

Zu den Cannes-Veteranen zählt Ken Loach: zum 15. Mal war er in diesem Jahr zum wichtigsten Filmkunst-Festival eingeladen. Mit 87 Jahren soll „The Old Oak“ sein letzter Film sein.

In fast jeder Einstellung wird deutlich: dieser Film ist das sehr persönliche Vermächtnis des britischen Regisseurs und ein Plädoyer für mehr Solidarität. Subtil ist an diesem Alterswerk nichts, im Gegenteil der Film will vor allem politisches Manifest sein. Die Botschaft steht klar im Zentrum, künstlerisch ist der Film enttäuschend und oft nur eine Aneinanderreihung hölzerner Dialoge und Leitartikel-Sätze, die von kitschig anschwellender Musik unterlegt sind. Insbesondere die Versöhnungs-Schluss-Sequenz ist in ihrer Plakativität schwer zu ertragen.

Loach geht es mit diesem letzten Film um sehr Grundsätzliches. Er siedelt ihn wie so oft in einem Dorf im Norden Englands an, den Menschen fehlt eine Zukunfts-Perspektive. Als 2016 zahlreiche syrische Bürgerkriegsflüchtlinge ankommen, wachsen die Ressentiments. Auf der einen Seite engagieren sich die ehrenamtlichen Helfer, die in jenen Jahren in Europa viel geleistet haben, auf der anderen Seite murren die alteingesessenen Stammtisch-Brüder im Pub, dass die Politik für sie schon lange nichts getan habe. Mit den Fotos an der Wand und in Erinnerungs-Dialogen schlagen Loach und seine Figuren immer wieder den historischen Bogen zu den Streiks der britischen Bergarbeiter, die in den 1980er Jahren gegen Maggie Thatchers Wirtschaftspolitik und die Schließung der Kohlebergwerke demonstrierten.

Zwischen die Fronten gerät der Betreiber des Pubs „The Old Oak“, dessen bessere Zeiten lange zurückliegen, aber einer der letzten Treffpunkte in der zerbröselnden Dorf-Infrastruktur ist. Dave Turner, der schon in den beiden vorangegangen Loach-Filmen in kleineren Rollen dabei war, spielt diesen Pub-Wirt TJ Ballantyne, der sich selbstverständlich trotz allen Zögerns für das Richtige entscheidet.

Die Ressentiments der eingesessenen Bevölkerung sind der Realität abgelauscht, spätere Generationen können in diesem Film die Migrationsdebatten, die sich in den vergangenen Jahren im Kreis drehten, gut nachvollziehen. Ansonsten agiert Loach in diesem Spätwerk jedoch viel zu plakativ und mit dem Holzhammer.

Bei der Premiere im Wettbewerb von Cannes ging „The Old Oak“ dementsprechend leer aus, während sein vorheriger Film Ich, Daniel Blake 2016 noch die Goldene Palme gewonnen hat. Nach den ersten deutschen Aufführungen bei der Filmkunstmesse Leipzig und beim Filmfest Hamburg startet der Film am 23. November 2023 in den Kinos.

Bild: © Wild Bunch Germany 2023

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