Das Talent von Pham Tienh An blitzt in seinem fast dreistündigen Debütfilm an einigen Stellen auf: das Wuseln der glitzernden Seidenraupen oder längere elegant auf dem Motorrad mitgefilmte Fahrten sind kleine Oasen in einem über weite Strecken quälenden Film.

Julian Radlmaier führte als Pate beim „Around the World in 14 films“-Festival sehr kenntnisreich in den Film ein: die erste Sequenz, in der die junge Hauptfigur Thien entspannt im Trubel eines Straßencafés sitzt, während das Krachen eines Motorad-Unfall in die geschäftige Szenerie platzt, greift einen Kurzfilm auf, den der vietnamesische Regisseur zuvor gedreht hat.

Pham Tienh An hat sich ganz dem Slow Cinema verschieben, was teilweise bis zur Karikatur dieses Genres führt und phasenweise in den völligen Stillstand des Geschehens mündet. Ungewohnt für westliche Sichtweisen ist auch der katholische Mystizismus, der bleischwer auf dem Film lastet. Radlmaier verglich diesen Stil mit europäischen Autorenkino-Filmern aus den 1950erm wie Robert Bresson und Carl Theodor Dreyer.

Wir begleiten die Hauptfigur auf einer langen Reise aus Saigon zurück zu seinen Wurzeln: wie sich herausstellt, kam Thiens Schwester bei dem Unfall ums Leben, so dass er sich nun um den 5jährigen Neffen Dao kümmern muss. Ihr Weg führt sie u.a. zu einem Veteranen, der ausführlich vom Vietnam-Krieg der 1960er/1970er berichtet, und zu den Nonnen einer Klosterschule, wo Thien den Dao unterbringen möchte.

Die erhoffte psychedelische Wirkung stellt sich nicht ein. Viel zu oft ist mitanzusehen, wie sich der junge Regisseur in den Mühen der Ebene abmüht. Die beeindruckenden Momente sind zu selten über den langen, langen Film verstreut.

„Inside the yellow cocoon shell“ hatte seine Premiere in der Cannes-Nebenreihe „Quinzaine des cineastes“ und wurde dort mit der Camera d´or für das beste Debüt ausgezeichnet. Nach weiteren Einladungen z.B in Toronto und San Sebastian lief der Film bereits auf den Festivals in Hamburg und Mannheim-Heidelberg, bevor er bei „Around the World in 14 films“ präsentiert wurde. Einen Kinostart hat der vietnamesische Film bisher nicht. Das dürfte aber auch schwer werden, da er sich zu demonstrativ in seiner Slow Cinema-Nische einbunkert.

Bild: Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

 

   

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