Unermüdlich schreiten und marschieren die Schauspieler in Ulrich Rasches Sprechtheater-Inszenierungen. Die Salzburger Festspiele engagierten ihn zwei Jahre nach seiner zum Theatertreffen eingeladenen „Nathan der Weise“-Interpretation nun auch für eine Oper im Großen Festspielhaus: Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ nach Friedrich Schillers Trauerspiel.
Auf ihren Drehbühnen kreisen diesmal zwei verfeindete Königinnen: Elisabetta (Kate Lindsey) und Maria Stuarda (Lisette Opresa) sind Getriebene. Zentrale Idee von Rasches Setting ist, dass die beiden Frauen nicht nur von Eifersucht getrieben sind, wer den Grafen Leicester (Bekhzod Davronov) für sich beanspruchen darf. Vor allem treibt sie auch der intrigante männliche Hofstaat vor sich her. Wie Kletten klammern sich die Tänzer der SEAD (Salzburg Experimental Academy of Dance) in manchen Szenen an die Protagonistinnen und schieben oder zerren sie vor sich her. In anderen Szenen halten sie etwas mehr Abstand, lassen aber ihren Atem im Nacken spüren. Rasche grenzt sich damit deutlich von Anne Lenks „Maria Stuart“ am Deutschen Theater Berlin, bei der die Männerfiguren harmlos-alberne Witzfiguren waren.
Wie auch schon in früheren Sprechtheaterinszenierungen senkt sich zum tragischen Finale die dritte Drehscheibe, die bis dahin für Videoprojektionen von Florian Hetz genutzt wurde, und lässt die getriebenen Menschlein, die von ihrer Wucht niedergedrückt werden, noch unterlegener aussehen.
Die Premiere wurde zeitversetzt vom ORF übertragen. Der Mitschnitt ist in Deutschland auch auf Medici TV zu sehen, in Salzburg gibt es noch sechs weitere Vorstellungen bis Ende August.
Bilder: Salzburger Festspiele/Monika Rittershaus