16 Jahre nach „Mary und Max – Schrumpfen Schafe, wenn es regnet?“ bringt der Australier Adam Elliot eine neue Tragikomödie seiner liebevoll gestalteten Knetfiguren in die Kinos:
Grace Pudel (gesprochen von Sarah Snook) lebt mitten in einer ganzen Kolonie von Schnecken und Meerschweinchen im Canberra der 1970er Jahre. An den Schnecken fasziniert sie, dass sie sich vor der Welt in ihr Schneckenhaus in Sicherheit bringen können. Nach einer Serie von Schicksalsschlägen musste sich auch Grace immer weiter in ihr Häuschen zurückziehen, da es ihr die einzige Möglichkeit schien, den Schmerz zu verarbeiten.
Die Eltern starben früh, die Mutter bei ihrer Geburt, der Vater an einer unbehandelten Schlafapnoe. Sie und ihr Zwillingsbruder Gilbert (Kodi Smit-McPhee) wurden getrennt und in unterschiedliche Pflegefamilien an der Ost- bzw. Westküste Australiens untergebracht. Die Pflegeeltern von Grace kümmern sich bald nicht mehr, besuchen lieber Swinger-Parties und FKK-Kreuzfahrten. Ganz allein auf sich gestellt, stolpert sie ins nächste Unglück, gerät an einen Mann, der sie nur für seinen Fetisch mästet. Keine Luft zum Atmen lassen Gilberts Pflegeeltern: religiöse Fanatiker, die ihren leiblichen Kindern und dem Pflegesohn ein strenges Korsett aus Gottesdiensten und Heimschule verpassen, aus dem er auszubrechen versucht.
Schicksalsschlag reiht sich an Schicksalsschlag in diesem Lebensbericht, den Grace ihrer Lieblingsschnecke Sylvia erzählt. Trotz der schweren Themen wie Einsamkeit, Depression, Tod und Mobbing und der dazu passenden Beige-, Braun- und Ockertöne sind die „Memoiren einer Schnecke“ ein lebensbejahender, oft auch schöner Film mit vielen „silver linings“, wie es im O-Ton heißt. Einer dieser Hoffnungsschimmer ist Pinky, eine exzentrische Omi und die schrulligste Figur, die zur eigentlichen Pflegemutter von Grace wird.
Beim Festival d´Animation in Annecy wurden die „Memoiren einer Schnecke“ gleich bei der Premiere 2024 ausgezeichnet und tourten über die Festivals. Es folgten weitere Preise in Göteborg (bester internationaler Film), London (bester Film im Wettbewerb) und Sao Paulo (beste Regie). Anfang 2025 waren die „Memoiren…“ sowohl für einen Golden Globe als auch für einen Oscar als bester Animationsfilm nominiert, konnten sich aber nicht gegen „Flow“ durchsetzen.
Am 24. Juli 2025 starteten die „Memoiren einer Schnecke“ in den deutschen Kinos, begleitet von begeisterten Kritiken in FR oder ZEIT, die zurecht die 8jährige liebevolle Detailarbeit des Knet-Film-Regisseurs Elliot lobten.
Bilder: Capelight Pictures