Erst 30 Jahre jung ist der lettische Regisseur Gints Zilbalodis, dem mit seinem zweiten Animationsfilm „Flow“ ein Überraschungshit der Saison glückte. In Cannes hatte er im Mai 2024 in der Un certain regard-Reihe Premiere, tourte über mehrere Festivals von Toronto und Zürich und räumte zuletzt einen Preis nach dem anderen ab: „Flow“ gewann im Dezember 2024 den Europäischen Filmpreis für die beste Animation, im Januar 2025 den Golden Globe und im März 2025 den Oscar in dieser Kategorie. Dort stach der Film die deutlich teurer produzierte Konkurrenz von Disney und Pixar aus. Außerdem war er auf der Top 5-Shortlist für den besten internationalen Film.
Ungewöhnlich an dem 84 Minuten kurzen Film ist, dass er ganz auf Dialoge verzichtet. Zu hören sind nur Tierlaute. Menschen kommen überhaupt nicht vor, in der Klimakatastrophe werden nur ihre Hinterlassenschaften angespült, die ein Lemur gierig hortet. Er ist eine der tierischen Hauptfiguren: gemeinsam mit einer schwarzen Katze, einem von seinem Schwarm zurückgelassenen Sekretärvogel, einem Labrador und einem Wasserschwein bilden sie eine Schicksalsgemeinschaft, die auf einem Boot durch die Flut gleitet.
Markant am Stil von Zilbalodis ist, dass sich Actionszenen mit ganz stillen, fast meditativen Sequenzen abwechseln. Im Fokus stehen die Emotionen der Tiere: ihre Angst, ihre Rivalität und Rangordnungskämpfe, aber auch Momente des Zusammenhaltens. „Der traumtänzerische Erzählfluss, in dem wir gemeinsam mit ihnen schwimmen, kennt keine formelhaften „plot points“ und auch keine dramatischen Höhepunkte. Er ist so unvorhersehbar wie die Logik des Traums“, brachte Daniel Kothenschulte den Stil von „Flow“ auf den Punkt.
Am 6. März 2025 startete „Flow“, der auf dem Kurzfilm „Aqua“ (2012) aufbaut, in den deutschen Kinos.
Bild: © 2024 Dream Well Studio, Sacrebleu Productions, Take Five