Auf einen achtzigminütigen Drogen-Trip durch die Berliner Rave-Szene schickte das Duo Nikias Chryssos/Viktor Jakovleski (Regie und Drehbuch) ihren Hauptdarsteller Kosmo (Aaron Altaras, der einige Jahre auch als DJ auflegte).
Der fiktive Kosmo ist ein frustrierter Schönling, der seinen erhofften Durchbruch verpatzte und in einer Nacht versucht, ob er seine Karriere retten kann. Nach mehreren Anläufen kommt er doch am Türsteher vorbei und hat sich vorgenommen, nüchtern zu bleiben, was natürlich gründlich misslingt. Seine Mission: er will dem Star-DJ des Abends (Hieroglyphic Being) persönlich auf Vinyl überreichen. Vinyl muss sein. Denn früher war bekanntlich alles besser, die heutige Techno-Welt zu durchkommerzialisiert, wie Kosmo lamentiert.
Die wackelnde Handkamera von Jonas Schneider folgt Altaras durch die Stroboskop-Blitze und Feier-Meute: der Film wurde während einer echten Party im Revier SüdOst (Schöneweide) gedreht. Die Drogen, die ihm seine vermeintlichen Freunde aufdrängen, werden immer härter. Vom Schnaps landet er bald bei Ketamin und Speed, bis er nur noch auf allen Vieren kriechen kann und bei einer Awareness-Team-Frau landet, die alle GenZ-Klischees erfüllt.
Diese Klischees sind das Problem von „Rave on“: die Figuren haben keine Konturen, sind meist Karikaturen wie der abgestürzte Dozent (Benny Claessens) oder die zu ihrem Rollennamen entsprechende Phrasen dreschende Eso (Zarah Kofler, ebenfalls Volksbühne). Der Plot ist ein einziger langer Albtraum-Drogen-Trip.
Die Stärke des Films ist die Kameraführung von Jonas Schneider, die dem nüchternen Kinopublikum wenigstens eine kleine Ahnung vermittelt, wie sich ein solcher Trip wohl anfühlen muss. An das Vorbild „Climax“ von Gaspar Noé (2018) reicht dieser Höllentrip aber nicht heran.
Der von HR und arte koproduzierte „Rave on“ hatte vor wenigen Wochen in der Sektion „Neues Deutsches Kino“ seine Premiere beim Filmfest München und startete am 31. Juli 2025 in den Kinos.
Bild: 2025 Telos Pictures