Eine bombastische, opulente Rockoper wuchten Andreas Homoki und sein Bühnenbildner Philipp Stölzl in den Hangar 4 des ehemaligen Flughafengeländes Tempelhof. Wie schon im vergangenen Jahr eröffnet die Komische Oper Berlin ihre Spielzeit nicht im Schillertheater, das während der Renovierung des Stammhauses als Interim genutzt wird, sondern mit einer großformatigen Show, die ihr Publikum weit über das Opern-Kernpublikum hinaus anlockt.
Andrew Lloyd Webber und Tim Rice haben ein untrügliches Gespür für Ohrwürmer. „Jesus Christ Superstar“, 1970 als Konzeptalbum gestartet, wurde zu einem der größten Broadway-Hits aller Zeiten. Der mehr als fünf Jahrzehnte alte Sound verführt die Zuschauer auch heute noch zum Mitwippen auf den Rängen, die um einen schmalen Laufsteck herumgruppiert sind.
Als 100 Minuten lange, pausenlose Abfolge von Songs ist das Original konzipiert und so präsentieren es auch Homoki/Stölzl: als handwerklich schnörkellose Darbietung eines modernen Klassikers, als „hochwertigen Crowdpleaser“, wie die taz schrieb. Tiefgründige Ansätze, die die Passionsgeschichte völlig neu dekonstruieren möchten, wird man hier vergeblich suchen. Der Ansatz ist ein anderer: perfekt einstudiertes Entertainment mit einer ganzen Armada von Tänzerinnen und Tänzern, die den Main Cast umlagern und vom „Hosianna“ allzu schnell ins „Kreuziget ihn“ verfallen.
Mit „Jesus Christ Superstar“ landete die Komische Oper Berlin einen seit der Premiere am 19. September 2025 stets ausverkauften Hit. Wasser in den Wein gießt allerdings das VAN-Magazin, das zuletzt schon mehrfach mit Vorwürfen gegen dieses Haus auffiel und heute die Zweckentfremdung von Mitteln vorwirft. Ob das zutrifft, kann hier nicht aufgeklärt werden. Ein Publikumshit ist der Abend dennoch.
Bilder: Jan Windszus