Schöne Menschen in noch schöneren Glitzerkostümen laden für zwei Stunden Eskapismus in eine märchenhafte Welt, dazwischen Sekt und Häppchen in der Pause. Wie immer arbeiten Oliver Hoppmann und Friedrichstadt-Palast-Chef Berndt Schmidt mit einem internationalen Stardesigner für ihre Grand Shows zusammen. Diesmal kreierte der US-Amerikaner Jeremy Scott die Kostüme, der von Heidi Klum zum Schlussapplaus geleitet wurde.
Die rund 600 Kostüme, die das Ballett-Ensemble für jede Nummer wechselt, sind einfallsreich und eine Augenweide. Auch die Akrobatik-Nummern der Gäste sind auf gewohnt hohem Niveau und zeugen von atemberaubender Körperbeherrschung.
Mission accomplished könnte man sagen: Der Friedrichstadt-Palast hat wieder eine Revue auf die Beine gestellt, die das Publikum in Scharen strömen lässt und einen Nerv trifft. Schon vor der Premiere waren mehr Tickets für die Folge-Vorstellungen verkauft als bei der vergangenen Ausgabe. In diesen düsteren Herbst-Tagen und angesichts der vielen Krisenherde erfüllt die Grand Show ganz offensichtlich ein Bedürfnis, wenigstens für ein paar Stunden aus dem Alltag zu fliehen.
Wermutstropfen: die Rahmenhandlung ist diesmal besonders dünn. Der personifizierte Traum (Julian David, der bei den ersten Auftritten von einem Groupie besonders hysterisch begrüßt wurde) und vier Glückshormone (Myrthes Monteiro, Marcus Fetter, Floor Krijnen, Marc Chardon) haben die Aufgabe, die Hauptfigur Luci (Denise Lucia Aquino) aus der Finsternis ans Licht und zum Happy-End zu führen. Diese Zwischenhandlung hat einige Längen, die dazu führen, dass Sitznachbarn ihre WhatsApp beantworten, bis der nächste Show-Act kommt, und tappen in Kitschfallen.
Nichts desto trotz: „Blinded by delight“ holt sein Zielpublikum ab und bringt Glamour nach Berlin-Mitte. Einen Glamour, den die Stadt auch dringend nötig hat, wenn auf der Gästeliste Kai Wegner und Dorothee Bär ganz oben stehen.
Bild: Markus Nass