Historiendramen über das Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es fast so viele wie Sand am Meer. Dennoch gelang Drehbuchautor Hark Bohm und Regisseur Fatih Akin ein sehenswerter, neuer Zugriff auf das Thema.
Bereits im vergangenen Jahr erschien der autobiographische Roman von Bohm („Nordsee ist Mordsee“), den der 86jährige nicht mehr selbst verfilmen konnte. Sein Schüler und Freund Fatih Akin drehte diese Geschichte über das Aufwachsen eines 12jährigen aus strammer Nazi-Familie, die vor den Bomben auf Hamburg auf die Nordsee-Insel floh.
Entlang der Suche nach den Zutaten für ein Weißbrot mit Butter und Honig, das sich seine Mutter (Laura Tonke wie schon in „22 Bahnen“ als hochproblematische Rabenmutter) wünscht, erzählt „Amrum“ ganz unaufgeregt und unprätentiös in kleinen Miniaturen von den Begegnungen des jungen Nanning (Jasper Billerbeck als Entdeckung).

Der Fillm ist nicht nur ein präzises Sittengemälde über eine Zeit, in der fanatische Nazis miterleben mussten, wie sich die Regimegegner endlich trauen, ihre Meinung auszusprechen und freier zu atmen. Hervorzuheben sind hier vor allem die Tante Ena (Lisa Hagmeister), die statt der depressiven Mutter den Haushalt schmeißt, und die Kartoffelbäuerin Tessa (Diane Krüger in Kittelschürze und auf Nordfriesisch mit Untertiten). Vor allem ist er auch eine Hommage an die raue Nordsee-Insel und an den Regisseur Bohm, der in der letzten Einstellung aufs Meer blickt.
„Amrum“ wurde in Cannes in der Sektion „Prèmieres“ uraufgeführt, die vor wenigen Jahren für sehenswerte Filme renommierter Regisseure eingeführt wurde, für die im Wettbewerb kein Platz mehr war. Nach der Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg startete „Amrum“ am 9. Oktober 2025 in den Kinos.
Bilder: Warner Bros. Entertainment GmbH