Goodbye Berlin

Mit einem Ausrufezeichen verabschiedet sich Constanza Macras von der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz. Der designierte Intendant Matthias Lilienthal hat angekündigt, dass die Choreographinnen Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas zwei zentrale Säulen seines Programms sein werden. Für die argentinische Künstlerin, die seit der Gründung ihrer Compagnie Dorky Park im Jahr 2003 das Berliner Kulturleben an mehreren Bühnen mitprägte, scheint kein Platz mehr zu sein.

Macras und ihr Team beklagten das in Vorab-Statements und stemmten eine überbordende Revue, die in zweieinhalb Stunden kleine Slapstick-Einlagen, grandiose Choreographien und Miniaturen aus der Roman-Vorlage „Goodbye to Berlin“ von Christopher Isherwood aneinander reiht, die durch das „Cabaret“-Musical berühmt wurde.

Oft stürzt sich Macras in ihrem assoziativen Mash-up in zu viele Themen und Erzählstränge. Diesmal gelingt ihr und dem Dramaturginnen-Trio trotz ein paar Längen eine stringentere Arbeit. Vom Tanz auf dem Vulkan kurz vor dem Untergang der Weimarer Republik wollen sie erzählen. In schillernden Kostümen jagt eine Nummer die nächste und doch wird die Kernthese sehr deutlich: Macras macht sich Sorgen, dass der Rechtsextremismus in den 2020ern ähnlich erstarkt wie schon in den 1920ern und dass die Verdrängungs-Party dennoch weiter geht. Ironisch erzählt das Ensemble von den Drogen- und Berghain-Nächten, blitzschnell kippt eine Szene aus der Vergangenheit mehrfach in die KitKatClub-Fetisch-Gegenwart. Tobi Müller warf Macras in der Zeitschrift „Monopol“ vor , dass diese historische Schneise zu platt mit dem Holzhammer geschlagen wurde. Hier trifft er sicher einen Punkt, aber im Kontext einer Revue ist diese Überzeichnung ein legitimes Mittel.

Wie schon in „Drama“ ist auch in „Goodbye Berlin“ wieder Campbell Caspary dabei: er spielt sich mit Comedy-Szenen in Berliner Schnauze und mit seiner Körperbeherrschung von Pole Dance bis Ohrfeigen-Pingpong besonders in den Vordergrund. Auch er wird fehlen. Als freier Schauspieler arbeitete er zuletzt vor allem mit Constanza Macras und Kirill Serebrennikow zusammen.

„Goodbye Berlin“ hatte am 31. Oktober 2025 an der Volksbühne Premiere und ist bereits jetzt ein Publikumshit. Die nächsten Vorstellungen sind weitestgehend ausverkauft.

Bilder: Thomas Aurin

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