Drama

In einer stummen Slapstick-Nummer treffen Hamlet, die Liebenden aus dem Sommernachtstraum und noch einige andere Shakespere-Figuren aufeinander. Das DorkyPark-Ensemble von Constanza Macras parodiert als nächstes die lateinamerikanischen Telenovelas mit besonders exaltierten Figuren und verfremdet sie ruckhaft-minimalistischen Bewegungen, bevor der vom Schauspiel Köln kommende Neuzugang Campbell Caspary seinen Adonis-Körper mit Cowboy-Hut und sonst sehr wenig Textil in einer Burlesque-Szene mit Handstand-Einlage präsentiert und damit einige im Publikum zum Kreischen bringt. Weiter geht es mit einer gelungenen Version des Amy MacDonald-Hits „This is the Life“, kurze Schnipsel aus der „Antigone“ des Sophokles und noch manch andere Mashup-Versatzstücke aus Antike, Mythologie und Popkultur.

Kleine Nummer reiht sich an kleine Nummer, jede einzelne gekonnt präsentiert, aber das Manko des mehr als zwei Stunden langen, „Drama“ überschriebenen Abends ist, dass der rote Faden fehlt. Turbo-Tempo und Spielwitz prägen seit mehr als zwei Jahrzehnten die meisten ihrer Abende, aber diesmal wird über weite Strecken nicht klar, worauf die Choreographin hinauswill. Kurze Auftritte haben noch die in Berlin lebende argentinische Sängerin Carmen Burguess und der ok!choir aus Friedrichshain/Kreuzberg. Das Überangebot an Theatermitteln, die Macras auffährt, und an Stilen, die sie zitiert, ist nicht mehr als eine Stoffsammlung, der sichtlich der dramaturgische Schliff fehlt.

In der zweiten Hälfte des langen Abends schält sich mit der Hommage an das „“La Revista Argentina“-Genre aus der Heimat von Macras ein dominantes Thema heraus. Mit tollen Kostümen von Eleonore Carrière und begleitet von den Live-Musiker*innen Katrin Schüler-Springorum/Lucas Sofia bespielt DorkyPark die Showtreppe. Ernste Themen wie die Ausbeutung junger, oft migrantischer Tänzer*innen in Tournee-Produktionen, prekäre Bezahlung und der Druck, sich auch krank getreu dem Motto „The show must go on“ auf die Bühne zu schleppen, werden kurz angetippt. Ebenso werden auch aktuelle Kulturbetriebs-Themen wie Identitätspolitik, die schwarze „Disney“-Arielle und der postkololniale, weiße Blick auf exotisierte, schwarze Körper ganz knapp angerissen. Aber schon folgt das nächste Pop-Zitat und die übernächste Comedy-Nummer an einem Abend, der vielen im Publikum in seiner unbeschwerten Revuehaftigkeit Spaß machte, aber inhaltlich doch dünner bleibt als bessere Macras-Arbeiten.

Bilder: Thomas Aurin

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