Schneerieseln

An Simon Stones „John Gabriel Borkman“ gibt es einiges auszusetzen: Katrin Brack strapaziert die Nerven des Publikums und lässt zwei Stunden lang Schnee auf die Bühne rieseln.

Auch die Dialoge sind oft zu banal, da traf Gerhard Stadelmaier in einem seiner letzten FAZ-Rundumschläge schon einen wunden Punkt dieses Abends.

Außerdem hängt die Inszenierung in der Mitte sichtlich durch.

Warum gab es dennoch solche Jubelstürme im Haus der Berliner Festspiele? Wie ist dieses kollektive Ausrasten mit stehenden Ovationen zu erklären?

John Gabriel Borkman | Henrik Ibsen | Akademietheater

v.l.n.r. Martin Wuttke (John Gabriel Borkman), Caroline Peters (Ella Rentheim) John Gabriel Borkman nach Henrik Ibsen von Simon Stone Regie Simon Stone Burgtheater im Akademietheater, Wien / Wiener Festwochen / Theater Basel Premiere Wien 28. Mai 2015 Premiere Basel 30. Januar 2016 Regie: Simon Stone Bühne: Katrin Brack Kostüme: Tabea Braun Musik: Bernhard Moshammer Licht: Friedrich Rom Dramaturgie: Klaus Missbach Mit: Martin Wuttke | John Gabriel Borkman Birgit Minichmayr | Gunhild Borkman, seine Frau Max Rothbart | Erhart Borkman, ihr Sohn Caroline Peters | Ella Rentheim, Gunhilds Zwillingsschwester Nicola Kirsch | Fanny Wilton Roland Koch | Wilhelm Foldal Liliane Amuat | Frida Foldal, seine Tochter

Birgit Minichmayr und Caroline Peters liefern sich ein Zickenduell mit treffsicheren Pointen. Die beiden Star-Schauspielerinnen spielen die Zwillingsschwestern Gunhild und Ella als abgehalfterte Ex-Society-Damen, die dem Glamour der 90er hinterhertrauern, von Britney Spears schwärmen und sich die Facebook-Freundschaften missgönnen.

Gunhild ist dank ihrer Alkohol- und Nikotinsucht ein neurotisches Wrack. Bei Ella wurde Krebs diagnostiziert. In einem letzten Aufbäumen ringen die beiden Müttermonster um Erhart (Max Rothbart) und versuchen, ihn auf ihre Seite zu zerren. Er sucht konsequenterweise das Weite und lässt sowohl Tante als auch Mutter sitzen.

John Gabriel Borkman | Henrik Ibsen | Akademietheater

v.l.n.r. Birgit Minichmayr (Gunhild Borkman), Martin Wuttke (John Gabriel Borkman), Caroline Peters (Ella Rentheim), Max Rothbart (Erhart Borkman), Nicola Kirsch (Fanny Wilton) John Gabriel Borkman nach Henrik Ibsen von Simon Stone Regie Simon Stone Burgtheater im Akademietheater, Wien / Wiener Festwochen / Theater Basel Premiere Wien 28. Mai 2015 Premiere Basel 30. Januar 2016 Regie: Simon Stone Bühne: Katrin Brack Kostüme: Tabea Braun Musik: Bernhard Moshammer Licht: Friedrich Rom Dramaturgie: Klaus Missbach Mit: Martin Wuttke | John Gabriel Borkman Birgit Minichmayr | Gunhild Borkman, seine Frau Max Rothbart | Erhart Borkman, ihr Sohn Caroline Peters | Ella Rentheim, Gunhilds Zwillingsschwester Nicola Kirsch | Fanny Wilton Roland Koch | Wilhelm Foldal Liliane Amuat | Frida Foldal, seine Tochter

Der Kaputteste von allen ist die Titelfigur John Gabriel Borkman: Martin Wuttke spielt ihn als eine Mischung aus Zottelbär, Rumpelstilzchen und dem „Don Giovanni“ aus Herbert Fritschs Inszenierung an der Komischen Oper.

Ein „Erkenntnissprung“, den Wolfgang Behrens in seinem Nachtkritik-Videoblog vermisst, ist an diesem Abend nicht zu erwarten. Dafür bekommt das Publikum solides Unterhaltungstheater mit glänzend aufgelegten Schauspielstars.

Zur Halbzeit eines Theatertreffens, das bisher von Buhrufen, Schiffbrüchen, Langeweile und Enttäuschungen geprägt war, ist das doch eine ganze Menge. In den Ovationen schwang deshalb auch viel Erleichterung mit.

Premiere dieser Co-Produktion von Wiener Festwochen, Burgtheater und Theater Basel war am 28. Mai 2015 in Wien. Am 14. und 15. Mai 2016 war „John Gabriel Borkman“ zum Theatertreffen eingeladen.

Bilder: Reinhard Maximilian Werner

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