Hohlbirne

Bei René Pollesch kiffen sie und beschimpfen sich

„I love you but I´ve chosen Entdramatisierung“ ist ein Titel, der neugierig macht. Trotz warmen Sommerwetters strömten die Zuschauer in Scharen an die Volksbühne und drängelten sich vor dem Einlass, um wahlweise auf den unbequemen, seit Castorfs „Karamasow“ berüchtigten Sofa-Landschaften oder auf den mindestens ebenso unbequemen, aber zusätzlich ausgesprochen hässlichen Plastikstühlen Platz zu nehmen.

Die etwas weniger als 90 Minuten beginnen mit einer gemeinsamen Radtour von Samuel Schneider und Trystan Pütter auf dem Gepäckträger. Als auch Kathrin Angerer und Inga Busch dazu kommen, machen es sich die vier gemütlich.

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Mit Anleihen aus einer trashigen US-Serie kiffen sie sich durch den Abend – immerhin das aber durchaus gekonnt. Wesentlich mehr Probleme haben die vier mit dem Text, den sich René Pollesch für sie ausgedacht hat.

Die gegenseitigen Beleidigungen werfen sie sich noch sehr zackig an den Kopf, besonders gern wird die „Hohlbirne“ genommen. Ansonsten muss sich Kathrin Angerer x-fach an die stark beanspruchte Souffleuse wenden, weil sie in ihren ausfransenden Schwadronier-Monologen über die Liebe mal wieder einen Texthänger hat. Außerdem hat vor allem Samuel Schneider als Pollesch-Neuling Anlaufschwierigkeiten, sich in den Pollesch-Sound einzufinden.

Das ist aber nicht so schlimm, da er sich im Lauf der Zeit steigert, was man vom Rest des Abends leider nicht behaupten kann. Diese Inszenierung wirkt über weite Strecken, als hätte sich jemand daran gemacht, eine schlechte Karikatur eines Pollesch-Abends zu kreieren.

Vor einem Jahr glänzten Pollesch und Hinrichs zum Abschluss der Spielzeit mit dem Highlight „Keiner findet sich schön“, dieser Abend dümpelt irgendwo im hinteren Mittelfeld.

Weitere Termine von „I love you but I´ve chosen Entdramatisierung“ an der Volksbühne

Plakatmotiv: Volksbühne Berlin/LSD/Lenore Blievernicht

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