Leander Haußmanns letzte Show am Berliner Ensemble
Was für eine Show! Leander Haußmann hat angekündigt, dass für eine ganze Weile Schluss sei mit dem Theater.
Zuvor ließ er es aber noch mal am Berliner Ensemble krachen. Dafür suchte er sich Schillers Erstlingswerk „Räuber“ aus, das Mannheim bei der Uraufführung in Aufruhr setzte.
Dafür greift Leander Haußmann tief in die Zauberkiste. Man nehme: viel Theaterdonner, eine Nebelmaschine, die auf Hochtouren läuft, und eine begabte junge Rampensau (Matthias Mosbach als Franz Moor). Dazu noch eine coole Truppe junger Räuber, die mit Profis und nach stundenlangem Studium von Western-Klassikern den lässigen Umgang mit Colts trainiert haben. Und natürlich Leander Haußmanns Markenzeichen: eine gut sortierte Plattensammlung.
Der Stil des Regisseurs polarisiert auch diesmal: die rasante erste Hälfte bietet einige Zoten zu viel, so dass einige ältere Damen schon zur Pause verächtlich den Kopf schüttelten über diesen „Klamauk“ und das Weite suchten.
Wer nach den etwas mehr als drei Stunden aber noch Lust hatte, bekam nach der zweiten Aufführung beim Publikumsgespräch mit dem Regisseur, seinem Dramaturgen Steffen Sünkel und seinem Ensemble eine noch größere Show geboten.
Dabei zeigte sich auch, dass das einhellige Urteil der veröffentlichten Meinung und vieler Besucher durchaus Wirkung zeigt: Leander Haußmann kündigte an, dass er am zweiten, langatmigeren, schwächeren Teil noch mal feilen wolle. Er hat aber auch eine gute Entschuldigung dafür, dass dieser Teil etwas abfiel: das ist schon bei Schillers Original-Text so, das ungekürzt mehr als sechs Stunden gedauert hätte.
Falls Leander Haußmann nicht wieder – wie schon einmal – einen Rückzug vom Rückzug antritt, verliert die Berliner Theaterlandschaft einen bunten Farbtupfer. Mit seiner „Räuber“-Bande gelang Haußmann ein versöhnlicher, unterhaltsamer Spielzeit-Ausklang, der für seinen langweiligen „Guten Menschen von Sezuan“ entschädigt, aber nicht an stärkere Inszenierungen wie „Woyzeck“ oder „Hamlet“ heranreicht.
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Bilder: Monika Rittershaus
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