„The Ferrari Dino Girl“: Panzer in Prag 1968

The Ferrari Dino Girl von Jan Nemec ist einer dieser sperrigen, experimentellen Filme, der die Leute in Scharen aus dem Kinosaal treibt – die dann das Beste am Ende verpassten.

Der Stil des Regisseurs, der in den 1960ern während des Prager Frühlings zu den Köpfen der tschechischen neuen Welle, bleibt auch in seinem Alterswerk nicht ganz leicht konsumierbar. In Spielszenen, die wie aus der Zeit gefallen scheinen und zunächst auf kein Ziel hinzuführen scheinen, zeichnet der Regisseur die abenteuerliche Geschichte, wie er die Filmaufnahmen von der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 über die Grenzen schmuggelte.

In einer merkwürdigen menage á trois mit einem italienischen Diplomaten und dessen Verlobter Jana, in die Nemec unglücklich verliebt ist, wagen sie sich im Morgengrauen an die österreichische Grenze und überwinden mit allerlei Tricks und Janas Verführungskünsten die Grenzkontrolle.

Allgemeine Heiterkeit löste im Saal im mittlerweile knapp auf knapp die Hälfte dezimierten Publikum aus, als der Regisseur immer wieder betonte, dass ausgerechnet die Schlagersänger Udo Jürgens und Karel Gott damals indirekt für weltweites politisches Aufsehen gesorgt: In einer Koproduktion mit dem ORF hatte Nemec zuvor diese beiden Künstler porträtiert und somit einen engen Draht zu Helmut Zilk aufgebaut, der damals Fernsehdirektor und Mentor der neu geschaffenen Osteuropaabteilung des ORF und später populärer Wiener Oberbürgermeister war.

So gelang ein großer journalistischer Scoop: Nemec hatte eine Vertrauensperson, mit deren Hilfe er die Weltöffentlichkeit sofort über die dramatischen Ereignisse in Prag informieren und die Zensur umgehen konnte. In Zeiten vor Twitter und Co. bei weitem keine Selbstverständlichkeit.

Die Intensität dieser Filmsequenzen, die ohne überflüssige Kommentare die Wut und Ohnmacht der Prager Bürger zeigen und in langen Kameraschwenks die Atmosphäre einfangen, machen den Film lohenswert.

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