Meister Yodas Ende: Georg Schramms furioser Rundumschlag

Passend zum Kleist-Jahr sollte am Pfingstwochenende eigentlich die Premiere des "Käthchen von Heilbronn" auf dem Spielplan des Deutschen Theaters stehen. Dem Team des Intendanten Ulrich Khuon ist es nach der Verletzung des Hauptdarstellers jedoch in kurzer Zeit gelungen, einen mehr als nur respektablen Ersatz zu gewinnen:

Georg Schramm, einer der besten deutschen Kabarettisten und der wohl Wortgewaltigste unter ihnen gastierte an zwei Tagen mit seinem aktuellen Bühnenprogramm Meister Yodas Ende im ausverkauften Großen Haus. Zuletzt hatte er sich etwas rarer gemacht. Bei seinen TV-Auftritten im Scheibenwischer der ARD und später als Co-Gastgeber von Urban Priol in Neues aus der Anstalt merkte man ihm an, dass ihm das Korsett des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu eng wurde.

Befreit von den Zwängen und Rücksichtnahmen auf den Gremienproporz, den zuletzt auch Harald Schmidt und Rolf Hochhuth treffend karikierten, trumpft Georg Schramm furios auf und legt den Finger tief in die Wunden der politischen Themen, die uns derzeit bewegen.

In einer beeindruckenden Energieleistung schlüpft Schramm in knapp über drei Stunden hinweg in seine drei Paraderollen: Erstens der langjährige Genosse August, der an seiner guten alten SPD leidet und bis auf einige Seitenhiebe gegen Generalsekretärin Andrea Nahles in Larmoyanz ertrinkt. Zweitens der Wutbürger avant la lettre, der Rentner Lothar Dombrowski, der schon vor Jahren mit seinem Gehstock wild gestikulierend über das Versagen der Eliten herzog. Drittens Oberst Sanftleben, der wieder ein mal die Afghanistan-Strategie der NATO auseinander nimmt.

Diesem Kabarettisten gelingt es mit dem Einsatz minimaler technischer Mittel, stattdessen aber mit beeindruckender rhetorischer Schärfe, vielen funkelnden polemischen eingestreuten Invektiven und seiner sehr genauen Zeichnung der Charaktere das Publikum über die lange Strecke in seinen Bann zu ziehen. Wie ein Zuschauer in der Pause bemerkte: Solch intensive Abende erlebt man im Theater leider selten.

Ganz am Ende bedankte sich Georg Schramm beim Intendanten Ulrich Khuon, der ihn bei seinen ersten Bühnengehversuchen entdeckt und gefördert hat, und legte dem Publikum den französischen Bestseller "Empört euch!" von Stéphane Hessel ans Herz.

Die Homepage von Georg Schramm

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