Mein Avatar und ich: Web 2.0 – Musical von Peter Lund

Im Spielplan der Neuköllner Oper haben die Musicals, die Peter Lund und Thomas Zaufke ihren Studentinnen und Studenten der UdK Berlin auf den Leib schreiben und komponieren, einen festen Platz. Mit viel Spielfreude, vollem Körpereinsatz und guten Gesangsleistungen erzählt der Schauspiel-Nachwuchs vor stets sehr gut besuchten Rängen eine humorvolle Geschichte. In der neuen Produktion Mein Avatar und ich geht es um das Web 2.0 mit all seinen Innovationen und Schattenseiten.

Augenzwinkernd werden die Typen vorgeführt, die man in der schönen neuen Welt der digitalen Kommunikation antrifft: den Computernerd, der sich in stundenlangen Sitzungen auf höchste Levels in seinen Ballerspielen hocharbeitet und bei Facebook fast 750 Freunde, aber kaum noch Kontakt zur Welt vor seiner Haustür hat; den chatsüchtigen Banker, der unter Pseudonym nach hübschen Frauen jagt, aber doch nur seinem Narzissmus frönt; die Mädchen, die sich begeistert den Heile Welt – Phantasien von Pinkyville widmen.

Eine besonders schöne Beobachtung von Lund und Laufke sind die titelgebenden Avatare aus "Second Life": 2007 wurde diese Community in den Kreativ-Klitschen Berlins und den Medien als nächster großer Hype gefeiert, der dann aber recht sang- und klanglos wieder abebbte. Was passiert eigentlich mit den Avataren, die damals angelegt wurden, aber seitdem kaum je wieder aktiviert wurden?

Im Ensemble ragen der junge Schotte Dirk Johnston als Gordon und Benjamin Sommerfeld als Joschi heraus: Mit diabolisch geschminkten Augenringen führt Gordon als Mischung aus Mephisto und Vampir Regie und bringt den unbedarften Joschi in manche schwierigen Situationen.

Unverständlich ist aber, warum einer der Schauspieler im bei sommerlichen Temperaturen ohnehin stickigen Theatersaal ohne jede dramaturgische Einbindung und Relevanz minutenlang rauchen muss. Da Klaus Wowereit in seinem ohnehin halbherzigen und kaum ernst genommenen Nichtraucherschutzgesetz gegen den Widerstand vieler Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker das Rauchen auf Theaterbühnen in einem Atemzug mit Gefängnissen und Psychatrien zulässt, ist das zwar erlaubt, aber für das Publikum dennoch nicht gerade angenehm

Weitere Informationen zu Mein Avatar und ich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert