Das Deutsche Theater Berlin machte angesichts der sibirischen Kälte, die von Osten hereinbricht, das einzig Vernünftige und genießt eine Woche lang Ferien. Davor war noch eine Werkschau der Dramatikerin Dea Loher zu erleben: Ihr Stück Diebe wurde 2010 als Auftragsarbeit des Deutschen Theaters uraufgeführt und anschließend auch als eine der zehn besten Inszenierungen zum Theatertreffen eingeladen.
Regisseur Andreas Kriegenburg, der zuvor schon zahlreiche Loher-Texte auf die Bühne gebracht hatte, fand für das Bühnenbild eine interessante Idee: Ein großes Mühlrad, das an die mittelalterlichen Darstellungen der Räder des Schicksals anknüpft, dreht sich unerbittlich im Zentrum der Bühne. Mit jeder Umdrehung spuckt es die Protagonisten aus, die sichtlich um Halt ringen. Die kleinen Miniaturen zeigen Menschen, die verängstigt und desillusioniert sind. In geduckter Haltung schleichen sie durch ihr Leben, träumen von einer glücklicheren Zeit, stecken aber doch im Morast ihrer beengten Verhältnisse fest.
Tragikomisch sind diese Figuren, wie die Supermarkt-Angestellte Monika Tomason (Barbara Heynen), die vom Aufstieg zur Filialleiterin in Holland träumt und deswegen schon fleißig die Sprache lernt, am Ende aber doch wegrationalisiert wird, oder Linda Tomason (Judith Hoffmann), die sich in ihrer Einsamkeit eine Kleinfamilie an ihren Frühstuckstisch dazuerfindet. Die meisten Lacher entlockt das Ehepaar Schmitt (Bernd Moss und Katrin Klein) dem Publikum, die völlig verängstigt sind, da sie sich von einem undefinierbaren Tier beobachtet fühlen. Ihre kleinbürgerliche Idylle wird am Ende aber gar nicht von einem Tier bedroht, sondern von einem unheimlichen Besucher, der sich als Beobachter in ihrem Wohnzimmer breitmacht, bis ihnen der Geduldsfaden reißt und sie ihn erschlagen.
Die Grundstimmung dieser Miniaturen und taumelnden Gestalten schwankt zwischen Melancholie und Aberwitz, angesichts der Länge von fast 4 Stunden hätten einige Striche in der Textfassung den Theaterabend noch dichter gemacht.