Sehenswertes aus dem Iran und von den Philippinen

Im Forum des Jungen Films ragten zwei Filme heraus:

Ang Babae sa septic tank (was Die Frau in der Klärgrube bedeutet und einen in Cannes sehr erfolgreichen Filmtitel persifliert) von den Philippinen ist eine intelligente Satire auf die Mechanismen internationaler Filmfestivals: Kritik und Publikum in den westlichen Metropolen sind oft sehr angetan von ausführlichen Schilderungen des Elends in exotischen Regionen. Kinderarbeit, Prostitution, Slums: Das sind die Themen, mit denen politisch ambitionierte Filme punkten wollen. Solche Werke, die vor allem nach Aufmerksamkeit für ihre Botschaften heischen, aber künstlerisch uninteressant sind, also reines Wohlfühlprogramm für ein aufgeklärtes Publikum, gibt es auch traditionell im Berlinale-Wettbewerb zu sehen.

Marlon N. Rivera lässt in seiner bösen Abrechnung drei ambitionierte Filmemacher darüber nachdenken, wie sie am besten an Fördergelder, die begehrten Reisen an interessante Orte von Venedig über Berlin und Cannes bis Toronto und vor allem die Trophäen kommen können. Am Reißbrett entwickeln sie eine herzzerreißende Geschichte über eine alleinerziehende Mutter, die ihre sieben Kinder in ärmlichsten Slum-Verhältnissen versorgen muss und deshalb einen Sohn zur Kinderprostitution im Hotel an einen reichen Touristen verkauft.

Der Film unterhält vor allem mit den drastischen Porträts eines eingebildeten Regie-Konkurrenten, der als Liebling der Festivals bereits durch die Welt tingelt, und der Filmdiva Eugene Domingo, die auf den Philippinen tatsächlich ein Soap-Star und sich in der Rolle als vom Filmteam umworbene, exzentrische Hauptdarstellerin selbst auf die Schippe nimmt.

Bemerkenswert war auch der iranische Beitrag Paziaire Sadeh von Mani Haghighi spielt geschickt mit den Erwartungen, die das iranische Regime an sein Kino hat. Präsident Ahmadinedschad inszeniert sich als barmherziger Mann, der bescheiden auftritt und sich um die Armen kümmert. Diese Propaganda kehrt Haghighi, der auch selbst eine der beiden Hauptrollen spielt, ins Absurde: Ein reiches Paar aus Teheran fährt mit prall gefüllten Geldsäcken durch das Gebirge im Grenzland und versucht, ihr Vermögen unter die Leute zu bringen.

Geschickt bleibt diese Parabel in der Schwebe: die Zuschauer sind ebenso im Unklaren über die eigentlichen Ziele des Paars wie die Bergbewohner, die völlig überrascht von dem unkonventionellen Auftritt des Paars in der ansonsten gottverlassenen Gegend sind.

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