Zum Auftakt des Jüdischen Filmfestivals, das Anfang Mai zum 19. Mal in Berlin und Potsdam stattfindet, war im Kino Arsenal der bemerkenswerte Spielfilm Out in the dark zu sehen: Regisseur Michael Mayer und seine Co-Drehbuchautorin Yael Shafrir zeigen in ihrem Erstlingsfilm eine bisher weniger bekannte Facette des Nahost-Konflikts. Viele junge homosexuelle Palästinenser leben nach Medienberichten illegal in Israel und geraten zwischen die Fronten, da sie in der palästinensischen Gesellschaft nur versteckt lieben können, tauchen sie in Israel unter. Besonders kompliziert wird die Situation, wenn sie sich in einen Israeli verlieben, wie in diesem Fall der palästinensische Student Nimr (Nicholas Jacob, bisher Musiker, hier in seinem überzeugenden Leinwand-Debüt) in den Anwalt Roy (Michael Aloni).
Michael Mayer, der inzwischen in Los Angeles lebt, hat bei mehreren NGOs in Tel Aviv über das Problem dieser Paare recherchiert und aus den authentischen Fällen eine packende Handlung entwickelt, die zwischen Polit-Thriller und Liebes-Drama balanciert. Der Status dieser Beziehungen ist im Kampf um Passierscheine, Aufenthaltsgenehmigungen und legale Papiere fragil, in diesem Fall kommt dazu, dass der israelische Geheimdienst Nimrs Bruder auf die Schliche kommt, der für Terrorgruppen Waffen lagert und schmuggelt.
Die Stärke des Films ist es, dass er die Konfliktlinien langsam entwickelt, bis sich ein undurchdringliches Netz entwickelt: Nimr wurde von seiner Familie verstoßen, auch Roys Eltern haben sichtliche Schwierigkeiten mit der Tatsache, dass ihr Sohn, der die Kanzlei übernehmen soll, ausgerechnet einen Palästinenser liebt. Dramatisch wird es, als der israelische Inlandsgeheimdienst Shabak seine Fühler nach den beiden ausstreckt und einen Erpressungsversuch startet, aber auch mafiöse Geschäftsverbindungen der Anwaltsfamilie ins Spiel kommen.
Ohne in Klischee oder Kolportage abzudriften macht der Film auf kaum bekannte Aspekte eines seit Jahrzehnten ungelösten Konflikts aufmerksam, sehr aufschlussreich war das Publikumsgespräch, das von Radio eins-Kritiker Knut Elstermann unterhaltsam moderiert wurde. Nicht nur beim renommierten Filmfestival in Toronto, sondern auch in Haifa wurde Out in the dark mit großem Interesse aufgenommen und mit Preisen ausgezeichnet. Vor allem in Tel Aviv läuft er seit dem Kinostart im Februar mit überraschendem Erfolg.
In Deutschland wird Out in the dark außerhalb des Jüdischen Filmfestivals ab 9. Mai vom Pro Fun-Verleih in die Kinos gebracht werden.
Das Jüdische Filmfestival wird unter der Schirmherrschaft von Margarita Broich und Christian Berkel bis zum 12. Mai neben Out in the dark noch weitere sehenswerte Filme im Programm haben. Wer Dror Morehs Dokumentation The Gatekeepers im März bei arte und ARD verpasst hat, konnte die Interviews der sechs Chefs des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet am 3. Mai mit einer Einführung von Sylke Tempel, Chefredakteurin des Fachmagazins Internationale Politik, erleben. Die Geheimdienst-Männer artikulieren in erstaunlicher Offenheit ihre Zweifel an der israelischen Politik in den besetzten Gebieten und an gezielten Tötungen von Terrorverdächtigen. The Gatekeepers war deshalb auch ein heißer Anwärter auf den Oscar für den besten ausländischen Film.