ilb: Reflections mit Ahmed Rashid und Geert Mak

Am zweiten Tag des Literaturfestivals waren Diskussionen mit zwei bekannten politischen Publizisten im Oberen Foyer des Festspielhauses zu erleben.

Zunächst zeichnete Ahmed Rashid ein düsteres Bild seiner Heimat Pakistan: an mehreren Brennpunkten (Kaschmir, Karachi, Tribal Areas) drohe eine Eskalation. Auch nach dem Sturz Musharrafs bestimme das Militär die Außenpolitik und verhindere eine Aussöhnung mit Indien. Der Verteidigungsetat verschlingt immer noch den größten Teil des Budgets. 

Rashid konstatierte, dass Pakistan in den vergangenen 15 Jahren mehrere Chancen verpasst hat, sich zu öffnen und die Lage in der Region zu befrieden: nach Ende des Kalten Kriegs lag Pakistan zu sehr im Windschatten der internationalen Aufmerksamkeit. Nach 9/11 versäumte es Pakistan, eine zero tolerance-Politik gegen jede Form des Extremismus zu verfolgen.

Als einzigen Hoffnungsschimmer sah Rashid die gut ausgebildete Zivilgesellschaft, die gemeinsam mit Medien und Justiz dazu beitragen könnte, die Gewaltspirale einzudämmen.

Am Freitag, 6. September, wird Rashid noch mal beim ilb auftreten und mit Michael Koch, dem Afghanistan-Beauftragten der Bundesregierung, über den Truppenabzug diskutieren. Rashid ist seit seinem Weltbestseller Taliban, in dem er ein Jahr vor 9/11 vor den Gefahren warnte, einer der angesehensten Kenner des Landes.

Anschließend berichtete der Niederländer Geert Mak über seine Rundreise durch die USA im Jahr 2010 nach Obamas Wahlsieg: Genau 40 Jahre nach John Steinbecks melancholischer, von Altersdepression geprägter Reise durch das ländliche Amerika, das sich gerade rapide wandelte, fuhr Mak mit seiner Frau die Route erneut ab. Die Reiseerlebnisse aus Metropolen wie Chicago und San Francisco beschreibt Mak in seinem Wälzer Amerika!. Er erlebte ein verunsichertes Land der Gegensätze mit Wohlstandsinseln, die aus der Armut herausragen. Qualitätsmedien liefern die vielleicht besten Analysen, im Mittleren Westen ist Fox News mit seinem geschlossenen Weltbild die wichtigste Informationsquelle. Eine unterhaltsame Diskussion, die wenig Neues bot, über eine stilistisch überzeugende Reisereportage.

Auch Geert Mak wird am Freitag, 6. September, erneut zu Gast sein und über seinen Reisebericht In Europa sprechen, der 2008 auf der Leipziger Buchmesse ausgeszeichnet wurde.

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