„Geschichten aus dem Wiener Wald“ polarisieren

Augenrollen, "Ist das albern"-Seufzen auf der einen Seite, amüsiertes Kichern bei anderen begleiten Michael Thalheimers Inszenierung Geschichten aus dem Wiener Wald.

Der Hausregisseur des Deutschen Theaters Berlin geht in seinem Purismus noch einen Schritt weiter und verzichtet diesmal völlig auf einen Bühnenbild. Auf der kahlen Fläche retten sich die Schauspieler damit über die Zeit, minutenlang an einer Pralinenschachtel zu nesteln und sie anschließend ungeschickt in der Tasche zu verstauen. Nur Katrin Wichmann als Marianne und Almut Zilcher als "Bestie"-keifende Valerie können den Abend mit ihren schauspielerischen Leistungen über Wasser halten.

Schon nach der Premiere am Karfreitag gingen die Meinungen weit auseinander. Manche Kritiken sprachen von der besten Inszenierung der Spielzeit, ernteten aber damals schon heftigen Widerspruch von anderen Kritikern und in den Kommentarspalten.

Der Inszenierung fehlt jenseits der Scherzchen ein klarer Zugriff auf Ödon von Horvaths Text aus der Wirtschaftskrise, der 1931 an diesem Theater uraufgeführt wurde. Deshalb wird auch nicht klar, was die vom Leben und den Männern enttäuschten Darstellerinnen uns heute jenseits von ironisch eingesetzter Johann Strauß-Walzer-Seligkeit zu sagen haben.

Thalheimer bleibt bei diesem Stoff aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weit hinter seinen beeindruckenden Antiken-Tragödien Orestie und Medea mit Constanze Becker zurück.

Geschichten aus dem Wiener Wald: Weitere Informationen und Termine 

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