Der französische Regisseur Denis Dercourt machte 2006/07 mit dem raffinierten Kammerspiel Das Mädchen, das die Seiten umblättert auf sich merksam. Mittlerweile ist er nach Berlin gezogen und drehte nun erstmals mit den bekannten deutschen und österreichischen Schauspielern Marie Bäumer, Sophie Rois, Mark Waschke und Sylvester Groth einen Film auf Deutsch.
Zum Kinostart und zur besten Sonntag-Nachmittag-Kaffee-Zeit stellten Sophie Rois und der Regisseur Zum Geburtstag im Filmtheater am Friedrichshain vor und ließen die Besucher mit ähnlich ratlosen und gemischten Gefühlen wie das Ergebnis der Bundestagswahl zurück. In ihrer ganzen Sophie-Rois-Haftigkeit spielte sich der Volksbühnen-Star aus einer anfänglichen Nebenrolle ins Zentrum des Films. Ihr zuzusehen, wie der von ihr verkörperte Charakter zwischen Ironie, Wahn, Sarkasmus und Unschuld hin- und herflirrt, ist auch in diesen 80 Minuten ein Ereignis.
Jenseits von Sophie Rois bleibt ein Film, der tief in deutsche Mythologie eintaucht (Faust… Teufelspakt…) und diese Märchen-Ebene mit dem real existierenden Sozialismus (Volkspolizei verhaftet Punk, weil er Musik des "Klassenfeindes" hört) kombiniert. Irritierend ist die oft zu dick aufgetragene Tonspur: der Regisseur, ein ehemaliger Solobratschist am Orchestre Symphonique Francais, untermalt zu viele Szenen mit "Vorsicht, jetzt wird es unheimlich!"-Klavier und Streicher-Musik, die der Tagesspiegel als "Slow-Suspense-Thriller-Tonspur" bezeichnete.
Auch die Schauspieler agieren sehr manieriert, die Figuren scheinen teilweise neben sich zu stehen, spielen wie in Zeitlupe. "Dazu hat irgendwer sein Drehbuch in ein Deutsch übertragen, das selbst
diese guten Schauspieler nicht anders aufsagen können, als ob sie es auf
einen Verfremdungseffekt anlegten", meint die FAZ.
Von dem Mystery-Psycho-Thriller Zum Geburtstag bleibt neben Sophie Rois vor allem die gut inszenierte Schlusspointe und Auflösung des Plots in Erinnerung, mit der Dercourt zeigen konnte, was in ihm steckt.