Duzfreunde Konstantin Wecker und Gregor Gysi

Gregor Gysi ging aus der Bundestagswahl gestärkt hervor und wird möglicherweise bald schon als Chef der größten Oppositionspartei auf Merkels Regierungserklärungen im Bundestag antworten.

Seine Reihe Gregor Gysi trifft Zeitgenossen, die er seit mehr als einem Jahrzehnt monatlich am Deutschen Theater mit sehr großem Besucherinteresse anbietet, läuft dennoch wie gewohnt weiter. Mit seinem Duzfreund Konstantin Wecker gab es, obwohl dies sicher manche erwartet hatten, keine Analyse der Wahlergebnisse. Politisches wurde in dem Gespräch über weite Strecken ausgespart, bis sich Wecker nach zwei Stunden wieder an seinen Flügel setzte und ein wütendes Lied gegen "Absurdistan", "Raffistan" und Hartz IV anstimmte.

Sehr ausführlich gingen Gysi und Wecker auf die Kindheit des Liedermachers ein: aufgewachsen in einem antifaschistischen (wie er mehrfach stolz betonte) Haushalt im Münchner Lehel erinnerte sich Wecker an eine geradezu "paradiesische" Kindheit. Sein hochmusikalischer Vater vermittelte ihm früh die Liebe zur Musik. Die Realität brach jäh in die wohl geordneten Verhältnisse ein, als Konstantin Wecker mit einem Nachschlüssel die Geldkassetten der Rennbahn in München-Riem raubte und die ersten BILD-Schlagzeilen seines Lebens erntete.

Nach diversen begonnen und abgebrochenen Studienversuchen verlegte sich Wecker ganz darauf, was ihm wirklich Freude macht. 1977 schaffte er den Durchbruch mit dem Album Genug ist genug und vor allem der WillyBallade über ein Opfer neonazistischer Gewalt.

Auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung war er ein geachteter Künstler des linksliberalen Establishments, sein Café Giesing in München wurde zu einem wichtigen Treffpunkt von Kleinkünstlern und Liedermachern. Der jähe Absturz folgte, als ihm sein Drogenkonsum in den 90ern spürbar zusetzte, verhaftet wurde, Dauerthema in den Schlagzeilen der Boulevardpresse war und sich vor mehreren Gerichten verantworten musste, bis seine Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Vor allem in Bayern hat Wecker damals viele Anhänger verloren.

Gysis peinliche Frage, welche der vielen Drogen, die Wecker konsumiert hat, die beste Wirkung habe, wich der Künstler recht elegant aus. Mittlerweile wirkt er wieder mit sich im Reinen, auch wenn manche spirituellen Aussagen für viele im Publikum eher gewöhnungsbedürftig wirkten. 

Eine schöne Abwechslung zum Dialog waren die – meist neuen – Lieder von Wecker an seinem Klavier, so dass Gysi das Fazit zog: Ich sollte mir öfter Liedermacher einladen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert