Die Autorin Yasmina Reza, die sich in Kunst über den Kulturbretrieb lustig machte und in Gott des Gemetzels so amüsant und treffsicher hinter die bürgerlichen Fassaden blickte, dass Hollywood nicht daran vorbei kam, das Theaterstück in Star-Besetzung mit Kate Winslet, Jodie Foster und Christoph Waltz zu verfilmen, wünschte sich Corinna Harfouch als Hauptdarstellerin für die Uraufführung von Ihre Version des Spiels.
Seit einem Jahr ist Corinna Harfouch in der Rolle der gefeierten, aber öffentlichkeitsscheuen Schriftstellerin Nathalie Oppenheim, die in die Hölle einer Lesung in einer Provinz-Mehrzweckhalle gerät, an den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin zu sehen. Von links bedrängt sie die überambitionierte Kulturjournalistin Rosanna (Katrin Wichmann) mit aggressiven Fragen nach ihrem Privatleben. Die Journalistin kann oder will nicht verstehen, dass die Autorin und ihre Hauptfigur nicht identisch sind und es sich um keine Autobiographie handelt. Sie dreht ihrem Talk-Gast das Wort im Mund herum und nötigt sie zu albernen Spielchen. Von rechts schmachtet sie der linkische Kulturreferent und Leiter der örtlichen Bibliothek Roland (Alexander Khuon) an, der nervös an seiner Brille nestelt und Plattitüden von sich gibt.
Zunehmend gereizt wagt Oppenheim alias Harfouch einige Ausreißversuche, wird aber von den beiden Veranstaltern doch immer wieder zurückgeholt. Sie stellt sich wieder ins Scheinwerferlicht und haspelt sich am Stehpult durch den Roman.
Stephan Kimmigs Regie legt die Figuren als Karikaturen an, vor allem Rosanna und Roland, aber auch der Bürgermeister (bei der Premiere der inzwischen verstorbene Sven Lehmann, jetzt Bernd Stempel) kommt als Möchtegern-Napoleon aus der Provinz nicht besser weg. Der Abend leidet an einigen Redundanzen, die amüsante Grundkonstellation hätte eine bissige Satire auf den Literaturbetrieb werden können, läuft sich hier aber schnell leer. Dies liegt sicher auch daran, dass die Qualität von Yasmina Rezas neuem Text nicht an ihre Erfolgsstücke heran reicht.