„Viel Lärm um nichts“: Popsongs und Komik, die in Albernheiten kippt, an der Schaubühne

Marius von Mayenburgs Inszenierung von Shakespeares Komödie Viel Lärm um nichts hätte das Potenzial gehabt, ein sehr gelungener Theaterabend zu werden. Sein Konzept, die Schauspieler auf eine glitzernde Showbühne zu stellen und ihre Rollen mit glänzend vorgetragenen Popsongs zu kommentieren, schafft einige gelungene Momente, die in Erinnerung bleiben werden: Kay Bartholomäus Schultze (Leonato) gibt mit seinem Eröffnungssong (Everybody knows von Leonard Cohen) den Ton für diesen Abend vor. Begeisterten Szenenapplaus ernten auch Eva Meckbach (Beatrice) als Marilyn Monroe-Double für ihr hingehauchtes Teach me, Tiger, Sebastian Schwarz (Benedick) für Can´t help falling in love von Elvis Presley und die Sometimes I feel like a motherless child-Performance von Jenny König.

Bei diesen Glanzpunkten des Abends beweist Marius von Mayenburg das richtige Timing und ein Händchen für eine kongeniale Untermalung der Szenen. Es hätte eine unterhaltsame Revue werden können, wenn die Inszenierung in den restlichen knapp zwei Stunden nicht immer wieder von gelungener Komik in alberne Farce umgekippt wäre. Die turbulente Handlung von Shakespeares 1600 veröffentlichtem Stück, das von Kenneth Branagh 1993 meisterhaft verfilmt wurde, dient hier als loser Rahmen und Stichwortgeber für einen wilden Parforceritt durch die Kino-Geschichte und ein Kostümspektakel, an dem die Schauspieler sichtlich Freude haben. Wer sich hier gerade in wen liebt, wer sich seine Liebe in einem bissigen Zickenduell-Schlagabtausch (Beatrice und Benedick) doch nicht eingestehen will und wer hier gerade gegen wen intrigiert, wird zweitrangig und folgt dem historischen Originaltext auch nicht an allen Stellen ganz werkgetreu. Stattdessen schlüpfen die Schauspieler in Kostüme bekannter Filmhelden (Murnaus Nosferatu, Tarzan mit dem Lendenschurz, King Kong, Normans Mutter aus Psycho), es darf auch mal ein Tennis-Dress, ein Froschkostüm oder eine Meerjungfrau sein. Hauptsache, der Affe bekommt Zucker und dem Publikum wird nicht langweilig, mag sich das Produktionsteam gedacht haben. Um die Komik auf die Spitze zu treiben, werden dann auch schon mal Otto Sander oder bekannte Komiker wie Louis de Funès und Otto Waalkes karikiert. Das sind dann die Augenblicke, wo subtiler Witz in überdrehten Klamauk abdriftet.

Bei all seiner Verliebtheit in Regieeinfälle gelingen einige Kabinettstückchen, aber es wird kein stimmiges Ganzes daraus, die Chance auf einen großen Wurf zur Spielzeiteröffnung an der Berliner Schaubühne wurde verschenkt. Zu oft stellt sich das Gefühl ein, dass der Regisseur, der sich als Shakespeare-Übersetzer für mehrere Inszenierungen am Haus einen Namen gemacht hat, selbst nicht genau weiß, warum er Stilmittel einsetzt. Warum lässt er seine Schauspieler zum Beispiel in zwei kurzen Szenen auf der Bühne qualmen? Als Provokation wirkt das längst nicht mehr, da der Qualm sich über viel zu viele Berliner Inszenierungen legt. Aber was wollte er sonst damit aussagen?

Premiere war am 31. August 2013 

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