Am Eröffnungsabend des 14. internationalen literaturfestivals berlin war die Pulitzer-Preisträgerin (2000 für Interpreter of Maladies) Jhumpa Lahiri erstmals bei einer Lesung in Deutschland zu Gast. Sie las eine kurze Passage aus ihrem neuen Buch Lowland, das auf Deutsch gerade unter dem Titel Das Tiefland bei Rowohlt erschienen ist.
Die Romanhandlung spielt in einem Vorort von Kalkutta, der Heimat ihrer Großeltern, wo auch ihr Vater geboren ist. Lahiri ist in Großbritannien und den USA aufgewachsen und lebt heute in Brooklyn. Indien kennt sie hauptsächlich von Familienurlauben. Die erste Idee für ihren Roman hatte sie bereits 1997: eine grausame Exekution auf dem Höhepunkt der Gewalt zwischen Hindu-Extremisten und Muslimen. Der Stoff arbeitete und gärte in ihr, aber erst jetzt wurde daraus ein mehr als 500 Seiten dickes Familiendrama vor dem Hintergrund der indischen Geschichte der vergangenen Jahre.
Im Zentrum des Romans stehen zwei Brüder, die gegensätzliche Wege einschlagen: der eine geht zum Studium an die US-Ostküste und bleibt dort als leer, fühlt sich jedoch am Ende in beiden Welten fremd. Der andere schließt sich maoistischen Aufständen an und stirbt im Gefängnis.
Die Frankfurter Rundschau urteilte heute in der ersten großen Feuilletonbesprechung, dass das Buch voller Schwermut über lange Strecken eine bleierne Zeit beschreibe. Einen ersten Eindruck bekam das Publikum im Haus der Berliner Festspiele, als die große Fassbinder-Schauspielerin Hanna Schygulla aus der Übersetzung los. Auch wenn sie sich mehrfach verhaspelte, wurde der melancholische Ton dieses Buches sehr deutlich.
Das Tiefland von Jhumpa Lahiri: 528 Seiten
Das 14. internationale literaturfestival berlin