„Istanbul United“: Fußball-Ultras vereint gegen Erdogan

Der Hass von eingefleischten Ultra-Fans auf die Anhänger des gegnerischen Teams sorgt auch in Deutschland immer wieder für Schlagzeilen, ist aber anscheinend weit von dem regelrechten Krieg zwischen den Fans der drei Istanbuler Lokalrivalen Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş entfernt. Bei Auswärtspielen gilt striktes Stadionverbot, im Trikot traut sich auch außerhalb von Spieltagen kaum jemand allein in Viertel, die als Hochburgen des Gegners bekannt sind.

Dies ist die Quintessenz der zähen ersten knapp 30 Minuten der Dokumentation Istanbul United, die man deutlich hätte raffen können. Erst dann nimmt der Film des Regie-Duos Olli Waldhauer und Farid Eslam Fahrt auf. Sie waren mittendrin, als sich die Proteste gegen die AKP-Herrschaft von Recep Tayyip Erdogan im Frühsommer 2013 am Gezi-Park und am Taksim zuspitzten. Verwackelte Handykamera-Bilder, viele davon aus dem Gezi-Archiv der Aktivisten, fangen die Proteststimmung und die Tränengas-Einsätze der Staatsmacht ein.

In dieser Situation kam es zu der spontanen, titelgebenden Allianz der verfeindeten Fanblöcke gegen Erdogan. Es ist die Schwäche des Films, dass er gar nicht den Versuch macht, diese politischen Entwicklungen tiefergehend zu analysieren. Es ist die Stärke des Films, dass er unmittelbare und meist auch unkommentierte Einblicke in die Protestszene des vergangenen Jahres bietet, die so bisher nicht zu sehen waren.

Istanbul United hatte seine Deutschland-Premiere am 17. September im Berliner Kino Alhambra mit Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und läuft seit dem 18. September 2014 bundesweit in ausgewählten Kinos.

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