Laurent Chétouane wählte für seine neue Choreographie Considering eine strenge Form aus vier Kapiteln, die ganz auf schmückendes Beiwerk verzichtet: ein tanzendes Paar (die Französin Raphaëlle Delaunay und der Schwede Mikael Marklund) und der norwegische Pianist Matias Halvorsen auf der leeren Bühne, ansonsten nichts, woran sich die Augen des Publikums festhalten oder wo sie verweilen könnten. Der Abend ist als philosophische Reflexion über die Bewegung, den Tanz und die Grenzen der Schwerkraft konzipiert.
Zu dissonanten Klängen taumeln die beiden Tänzer durch das erste Kapitel, sie finden kein Verhältnis zu ihrem Körper und auch keinen Kontakt zu einander. Sie agieren in entlegenen Ecken der leeren Bühne aneinander vorbei. Erst allmählich finden sie zu sich selbst und auch zu einem harmonischen Miteinander, das sie uns zu Bachs Partita I (1-3) BWV 825 als Höhe- und Endpunkt des Abends präsentieren. Die vier Abschnitte der Choreografie spiegeln die vier Kapitel von Kleists Über das Marionettentheater, die von Johann Jürgens, einem ehemaligen Gorki-Ensemble-Mitglied, der Armin Petras nach Stuttgart gefolgt ist, gelesen und vom Tonband eingespielt werden.
Im Programmheft des HAU beschreibt Chétouane seine Gedanken ausführlich und lesenswert. Auf der Bühne weist seine getanzte philosophische Meditation jedoch einige Längen auf und wirkt zu verkopft.