Durch die Berliner Nacht

Yony Leyser hat sich für sein Spielfilmdebüt „Desire will set you free“ einiges vorgenommen: er führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und übernahm die Hauptrolle.

Er zeichnet – oder besser: überzeichnet – das Porträt von hedonistischen, queeren Expats, die aus verschiedenen Winkeln der Erde von Kanada bis Russland nach Berlin gekommen sind.

Ihr verbindendes Element: sie konsumieren exzessiv Drogen und stürzen sich rauschhaft ins Berliner Nachtleben. Die Hauptstadt sehen sie als großen Abenteuerspielplatz, auf dem sie sich austoben und ihre sexuellen Identitäten ausprobieren.

Der Selbstfindungstrip ist einziger Lebensinhalt der Figuren. Ezra (Yony Leyser) hat nicht nur mit den Launen seiner ständigen Begleiterin Catharine (Chloé Griffin) und ihrer Vorliebe für Nazi-Symbole zu kämpfen, sondern verliebt sich prompt beim ersten Besuch in einer Schöneberger Stricherbar in den jungen Russen Sasha (Tim Fabian Hoffmann) der allerdings bald herausfindet, dass er im falschen Körper lebt und deshalb eine Geschlechtsumwandlung anstrebt.

„Desire will set you free“ ist als große Hymne an Berlin als Ort der Freiheit und Freizügigkeit angelegt, aber doch nur für ein Nischenpublikum interessant. Die Figuren sind keine vielschichtigen Charaktere, sondern bleiben Abziehbilder, die kaum Interesse wecken. Am ehesten gelingt das Tim Fabian Hoffmann als wandlungsfähige(r) Sasha (siehe Bild).

Kino-Zeit berichtete, dass „Desire will set you free“ bei der Premiere auf dem Max-Ophüls-Festival im Januar 2016 zwiespältig aufgenommen wurde. Auch beim „achtung berlin“-Festival, wo er am 19. und 20. April lief, konnte er nicht überzeugen. Immerhin lieferten die sehr kurzen Gastauftritte von Rosa von Praunheim (als Bedenken tragender Literaturagent der Hauptfigur) und Nina Hagen (als exzentrisches Orakel) einige Momente zum Schmunzeln.

Als Koproduktion mit dem „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF wird „Desire will set me free“ vermutlich auch bald im TV zu sehen sein.

Bild: Alexa Vachon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert