Gold der Nibelungen

Nuran David Calis fiel zuletzt vor allem mit nachdenklichen Stücken auf. Bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin war er 2015 mit „Die Lücke“, einer Recherche am NSU-Tatort in der Kölner Keupstraße, und 2016 mit „Glaubenskämpfer“, einer Befragung von Vertretern der Weltreligionen durch Kölner Ensemblemitglieder, eingeladen.

Dass er auch ganz anders kann, zeigt Calis in seiner grellen Kulturbetriebssatire „Gold. Der Film der Nibelungen“ vor dem Kaiserdom zu Worms. Mit schnellen Schnitten, einigen Kalauern und viel Fernsehstar-Glamour lässt er die Heldenfiguren aus dem Nibelungenlied auf Knallchargen aus dem Filmbusiness treffen. Albert Ostermaier schrieb den Text eigens für die Nibelungenfestspiele.

Das Filmteam wird von einem Dreigestirn angeführt: Dem stets unter Strom stehenden, nach langjährigem Kettenrauchen an Krebs leidenden Produzenten, der bei Uwe Ochsenknecht wie eine Mischung der beiden Münchner Helmut Dietl und Bernd Eichinger wirkt. Dem aufstrebenden Jungregisseur, den Vladimir Burlakov mit Flausen und Allüren spielt und dabei auch stolz seinen Waschbrettbauch präsentiert. Drittens dem Drehbuchautor, den Josef Ostendorf als Phlegmatiker mit Plautze spielt. Im Nacken sitzen ihnen der Bürgermeister (Heiner Lauterbach), der sich immer wieder telefonisch (auf der Leinwand übertragen) einmischt, und ein Klatschreporter (Dominic Raacke).

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Sie dirigieren ein Ensemble überforderter Schauspieler, die daran scheitern, aus der Nibelungensaga ein großes Event für die Popcorn-Multiplex-Kinos zu zaubern. Die Recken sind tumbe Toren und vor allem damit beschäftigt, ihre Sixpacks zu stählen und zu begutachten. Die Frauen um Brünhild und Kriemhild liefern sich Zickenduelle und Leiden am Alkoholismus. Wie es sich gehört, endet die ganze Farce nach einer Bombendrohung mit einer Überflutung und einem Gemetzel.

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Fazit: Unterhaltsames Sommer-Festival-Ausflugs-Theater mit dem nötigen Promifaktor.

„Gold“ hatte am 15. Juli 2016 zur Eröffnung der Nibelungenfestspiele in Worms Premiere. 3sat sendete einen Mitschnitt der Aufführung im Rahmen seines Festspielsommers. Weitere Informationen und Termine

Bilder: Bernward Bertram

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