Superwoman

Der ist doch eine „Mischung aus Dieter Bohlen, Dagobert Duck und einem Pegida-Anhänger“, schimpft Gayle Tufts und stampft dabei kräftig mit dem Fuß auf. Ehrensache, dass sie sich mitten in der Nacht ab 3 Uhr das erste TV-Duell zwischen Donald Trump und Hillary Clinton ansehen werde. Das betonte sie gestern gleich zwei Mal.

Wenn es um die Präsidentschaftswahl im November und um die Richtungsentscheidung zwischen dem schwerreichen Rechtspopulisten und der ehemaligen First Lady geht, kommt das Energiebündel aus Massachusetts so richtig in Fahrt.

Bis dahin war der Anfang ihres neuen Programms noch etwas holprig. Das Leitmotiv der „Superwoman“, die unbedingt die Welt retten müsse, trägt nicht so recht. Assoziativ springt sie von den Blockbuster-Verfilmungen der Hollywood-Studios, die ihr zu testosterongesteuert sind, aber von ihrem Mann geliebt werden, zu nostalgisch-verklärten Kindheitserinnerungen („Mary Poppins“). Dazwischen geht es um die düstere Weltlage, die dringend eine Retterin brauche. Aber statt einer „Superwoman“ nur dubiose Gestalten, wohin man blickt: Marine Le Pen, Frauke Petry. Trotz aller berechtigten Einwände erscheint Hillary Clinton, Inkarnation des Ostküsten-Establishments, da noch als geringstes Übel, rührt Tufts die Werbetrommel für die demokratische Kandidatin.

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Im Lauf des Abends schwimmt sich Tufts langsam frei. Mit dem Titel „Superwoman“ hat das dann oft nicht mehr viel zu tun. Es ist aber authentisch und sehr sympathisch, wenn Tufts über ihre Alltagsbeobachtungen plaudert und den neuen Ernährungs-Hype aus New York City, den Kale (= Grünkohl) Smoothie, aufspießt oder ein liebevolles Porträt der patenten, Marmelade einmachenden deutschen Omas zeichnet.

Bei ihrem Ausflug in die aktuellen Popcharts schüttelt sie über Justin Bieber den Kopf und verneigt sich vor Adele mit ihrer Cover-Version von „When we were Young“, begleitet von ihrem Pianisten und Komponisten Marian Lux aus Bad Freienwalde. Für ihr neues Programm holte sie sich außerdem Unterstützung von Martin Krause (Filmorchester Babelsberg) und zwei Tänzern, die sie als „The Superhelden Dance Crew“ vorstellt.

Auch wenn sie schon seit 25 Jahren in Berlin lebt, bleibt ihr „Denglisch“ das Markenzeichen von Gayle Tufts: Es gibt kaum einen Satz, in dem sie nicht mehrfach zwischen beiden Sprachen hin- und herspringt. Diese liebenswerte Marotte, die „sympathische Gesamterscheinung“ und die unbekümmerte „Vielfältigkeit“, mit der die Entertainerin von einem zum nächsten springt, sind es, die für einen vergnüglichen Kabarett-Abend sorgen, wie auch die Berliner Morgenpost meinte.

Uraufführung von „Superwoman“ am 21. September 2016 im tipi am Kanzleramt. Weitere Termine bis 13. Oktober 2016Uraufführung von „Superwoman“ am 21. September 2016 im tipi am Kanzleramt. Weitere Termine bis 13. Oktober 2016

Bilder: Robert Recker

 

 

 

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