Ökonomie der Liebe

„Die Ökonomie der Liebe“ des wallonischen Regisseurs Joachim Lafosse ist ein Kammerspiel in klassischer französischer Tradition: sehr dialoglastig, starke Emotionen, wenig äußere Handlung.

Der Film wird vor allem von Bérénice Bejo getragen, die dem deutschen Arthouse-Kino-Publikum vor allem aus dem iranischen Scheidungsdrama „Le Passé – Das Vergangene“ bekannt sein dürfte.

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Auch ihr neuer Film erzählt von einer Trennung: nach 15 Jahren ist die Ehe von Marie (Bejo) und Boris (Cédric Kahn) nur noch ein Scherbenhaufen. Sie hat für ihn nur noch eiskalte Blicke voller Verachtung übrig. Er konnte finanziell aber noch nie auf eigenen Beinen stehen. Deshalb kann er sich vorerst auch noch keine eigene Wohnung nehmen und fällt ihr weiter zur Last. In einer Mischung aus Dreistigkeit und Naivität platzt er in ihre gemütliche Runde, zu der sie einige Freunde eingeladen hat.

„Die Ökonomie der Liebe“ lebt von den kleinen Blicken und Gesten. Lafosse führt die Stationen der Entfremdung eines Paares vor. In kurzen Momenten scheint eine Wiederannäherung, von der die beiden Zwillingstöchter und Maries Mutter träumen denkbar. Sie stellt sich schnell als Illlusion heraus.

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Statt einer gemeinsamen Zukunft bleibt nur noch kühles Abrechnen: wer hat wann wie viel in das Haus investiert? Wie ist die Tilgung der Kredite mit den Reparaturarbeiten des handwerklich begabten Boris zu verrechnen?

Von der Liebe bleiben nach den 15 Jahren nur zwei desillusionierte Menschen und der Streit um lange Zahlenkolonnen.

Der Film folgt seinen Figuren auf engstem Raum und mit großer Ernsthaftigkeit. Der anarchische Biss und der schwarze Humor, der den in Deutschland bislang bekanntesten Film „Privatunterricht“ von Lafosse auszeichnete, fehlt diesmal.

Die Premiere des Films war im Mai 2016 in der Nebenreihe „Quinzaine des Réalisateurs“ des Festivals von Cannes. „Die Ökonomie der Liebe“ startete am 3. November 2016 in den deutschen Kinos: Webseite und Trailer.

Bilder: Camino Filmverleih

 

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