Der österreichische Kabarettist Josef Hader ist ein gern gesehener Gast auf der Berlinale. Zwei Verfilmungen der Brenner-Krimi-Reihe von Wolf Haas („Silentium“ und „Der Knochenmann“), in denen er die Hauptrolle des vom Leben gebeutelten Privatdetektivs Simon Brenner spielte, liefen im Panorama und waren mit ihrem schwarzen Humor dort Publikumslieblinge.
Deshalb lag es nahe, Haders Regie-Debüt „Wilde Maus“ einzuladen und die Tristessee des Wettbewerbs aufzupeppen. Josef Hader führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch und spielt die Hauptrolle: natürlich wieder eine echte Hader-Figur.
Der Musikredakteur Georg hat sich in seinem Leben halbwegs gemütlich eingerichtet und hat ohnehin keine allzu großen Ansprüche. Wie ihm seine Frau Johanna (gespielt von Pia Hierzegger) vorwirft, macht er immer nur mit und will nie selbst etwas.
Aus heiterem Himmel trifft ihn die Einsparungswelle, die schon in so vielen Prontredaktionen grassierte. Sein Chef (gespielt von Schaubühnen-Star und „Tatort“-Kommisar Jörg Hartmann) erklärt ihm recht kurz und knapp, dass er lieber ihn vor die Tür setzt als junge Nachwuchsredakteure wie die ehrgeizige junge Frau (Nora von Waldstätten), die in einem tollen Eröffnungsdialog mit Hader über Anton Bruckner, „The White Stripes“ und Jack White fachsimpelt und sehr komisch an ihm vorbei redet.
Die pointierten Dialoge sind die Stärke des Films. Der schwarze Humor, der Wiener Schmäh, die hingerotzten Beleidigungen und die vernuschelten kleinen Bemerkungen machen den Reiz des Films aus, der beim Untertiteln oder Synchronisieren verloren geht.
In den hübsch beobachteten und montierten Szenen gibt es viele Momente zum Schmunzeln, aber nur selten sorgte die Komödie für echte Lacher.
Auch der Plot ist etwas dünn: Georg (Josef Hader) laviert sich durch sein Leben. Er möchte sich gerne am Ex-Chef rächen, weiß aber nicht so recht wie und geht deshalb ein Zweckbündnis mit Erich (Georg Friedrich in einer sehr herrlich schrägen Rollen) ein. Seine Frau liegt ihm mit ihrem Kinderwunsch in den Ohren. Dass er gefeuert wurde, traut er sich ihr auch nicht zu sagen, sondern druckst lieber weiter herum.
„Wilde Maus“ ist ein unterhaltsames Debüt, zeigt aber auch das Problem des Berlinale-Wettbewerbs. Die cineastischen Höhepunkte des Kinojahres mit den klangvollen Namen der Filmkunst laufen meist in Cannes und Venedig. Die Berlinale muss sich mit Filmen und Regisseuren aus der zweiten Reihe zufrieden geben und hoffen, dass hin und wieder ein Coup gelingt, wie die Einladung von Josef Hader, der etwas frischen Wind in den Berlinale-Palast bringt, wo sonst zu oft das Mittelmaß regiert.
„Wilde Maus“ hatte seine Premiere im Berlinale-Wettbewerb am 11. Februar 2017. Kinostart ist in Österreich am 17. Februar 2017, in Deutschland am 9. März 2017
Vorschaubild: ©Wega Film/Majestic; die beiden weiteren Bilder: ©Petro Domenigg/Majestic
Liegeradler
Grade ist eine wunderbare Biografie über Josef Hader erschienen: https://kinogucker.wordpress.com/2017/10/10/josef-hader-filme-und-mehr/
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