Für seine Abschiedsinszenierung nach 18 Jahren am Berliner Ensemble wählte Claus Peymann ein Stück, das nicht nur angestaubt, sondern aus der Zeit gefallen wirkt: Kleists rätselhaftes Traumspiel „Prinz Friedrich vom Homburg“ über einen schlafwandelnden Kriegshelden, der sich der Befehlsverweigerung, einer der schwersten Sünden im preußischen Militarismus, schuldig machte, wirkt heute unzugänglich und fremd.
Peymann hält sich eng an die Vorlage. Im Halbdunkel von Achim Freyers schräg abfallender, fast komplett leerer Bühne werden die auf knapp zwei Stunden gekürzten Szenen nachgespielt. Statt eleganter Übergänge versinkt der Abend leider immer wieder in tiefschwarzen Pausen, bevor sich die nächste Szene anschließt.
Als „zu bieder, zu konventionell“ kritisierte der Tagesspiegel den zähen Abend, der keinen echten Rhythmus findet, dann aber, als man schon nicht mehr damit rechnet, mit einem der schönsten Theatermomente dieser Spielzeit endet.
Sabin Tambrea, eine der großen Entdeckungen von Claus Peymanns Ära, gibt der Titelfigur eine Aura der Zerbrechlichkeit, die schon während der knapp zwei Stunden über manche Längen hinweg tröstet. In der Schluss-Szene balanciert er auf einem Drahtseil, zur Cat Stevens-Hymne „If you want to sing out“ aus dem Film „Harold and Maude“ strömt das ganze Ensemble zu einer heiteren, kurzen Utopie eines glücklicheren Lebens zusammen, die jäh und tödlich endet.
Dieses Schlussbild von Peymann, Freyer und Tambrea wird in Erinnerung bleiben und läutet die letzten Wochen der aktuellen Direktion am Schiffbauerdamm ein, die sich für die Zielgerade mit „Die Danksager“ von Leander Haußmann und Sven Regener im April und dem Gespräch Gysi trifft Peymann im Mai noch einiges vorgenommen hat.
„Prinz Friedrich von Homburg“ hatte am 10. Februar 2017 am Berliner Ensemble Premiere. Weitere Informationen und Termine
Bilder: © Monika Rittershaus