The Founder

Mit hängenden Schultern zieht Ray Kroc davon. Ein ums andere Mal holt er sich keinen Korb. Keiner hat Interesse an dem Mixer, den der Handelsvertreter auf seinen langen Touren durch den Mittleren Westen beginnt. Eine Rolle, die Michael Keaton wie auf den Leib geschneidert ist.

Die Geschichte des Ray Kroc könnte genau so bitter enden wie der Leidensweg des fiktiven Willy Loman, von dem Arthur Miller in seinem berühmten Drama „Tod eines Handlungsreisenden“ erzählte. Aber sie nahm einen ganz anderen Verlauf.

Der Name Ray Kroc dürfte wohl nur den wenigsten etwas sagen. Aber das Imperium, das er mit Skrupellosigkeit, Hartnäckigkeit und der nötigen Portion Glück aufbaute, kennt jedes Kind: die Fast-Food-Kette McDonald´s.

Mit Sinn für das Timing und die Tragikomik seiner Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, zeichnet Regisseur John Lee Hancock, der zuletzt mit „Saving Mr. Banks“ (2013) aufgefallen ist, nach, wie hier zwei Welten aufeinanderprallen: Hier zwei Tüftler, die Brüder Dick und Mac McDonald, die sich ein „Speedy System“ ausdachten, mit dem sie in den 50er Jahren ihre Burger viel schneller braten konnten als die Konkurrenz. Strikte Qualitätskontrolle, familienfreundliche Atmosphäre und ein nachhaltiges Wachstum – wie man heute sagen würde – waren ihre zentralen Werte.

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Dort Ray Kroc, der sobald er das große Geschäft wittert, über Leichen geht. Aus dem abgehalfterten Loser entwickelt sich zunächst eine Nervensäge, die bittet und bettelt, bis sich die beiden Brüder endlich auf einen Franchise-Vertrag eingelassen hat.

Im Lauf des knapp zweistündigen Films entpuppt sich der scheinbar harmlose Mr. Kroc als gerissener Verhandlungspartner, der mit Hilfe seiner Winkeladvokaten eine raffinierte Strategie austüftelt, wie er Schlupflöcher im Vertrag nutzen und seine zermürbten Ex-Partner zunächst über den Tisch ziehen und dann platt machen kann.

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„Wenn ich sehe, dass mein Konkurrent absäuft, stecke ich ihm noch einen Wasserschlauch in den Mund“, verkündet Michael Keaton in der Rolle des Ray Kroc mit Raubtiergrinsen.

Der Film lebt vor allem von seinem Oscar-nominierten Hauptdarsteller. Der Plot lotet die Abgründe einer Firmengeschichte auf tragikomisch-unterhaltsame Weise aus und verhandelt unterschiedliche Spielarten des Kapitalismus: die soziale Marktwirtschaft mit ihren Rücksichtnahmen und Regulierungen vs. raffgieriger Turbo-Kapitalismus.

„The Founder“ startete am 20. April 2017 in den Kinos. Webseite und Trailer

Bilder: ©splendid-film

3 thoughts on “The Founder

  1. christianneffe Reply

    Steht bei mir ganz oben auf meiner Liste. Schön Kritik, die auf jeden Fall Lust auf den Film macht, allerdings ist mit ein kleiner Fehler aufgefallen: Soweit ich weiß, ist Keaton (zu Unrecht) nicht oscarprämiert 😉

  2. Pingback: Film: The Founder – Oder der amerikansiche Burgertraum – Ma-Go Filmtipps

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