Willkommen

Lutz Hübner und Sarah Nemitz führen uns in ihrem neuen Stück „Willkommen“ eine linksliberale Schickeria vor, die es sich in ihrer Designer-Möbel-WG im Stuck-Altbau bequem eingerichtet hat. Sie tragen ihre weltoffene, tolerante Einstellung vor sich her, aber die Fassade bröckelt schnell, dahinter kommt nur Zynismus zum Vorschein.

Benny zieht nach seinem Coming-Out mit seinem Freund nach New York und nimmt dort eine Gastprofessur an. Zum Abschied schlägt er seinen Mitbewohnern vor, als Zwischenmieter ein paar Flüchtlinge aus der Notunterkunft am Kaiserdamm aufzunehmen. Den teuren Egg Chair bringt er aber lieber schon mal in Sicherheit, denn bei diesen Flüchtlingen weiß man ja nie.

Ihren Ressentiments lässt die prollige Kettenraucherin Doro (Imogen Kogge) vollen Lauf: ein arabischer Mann kommt ihr nicht ins Haus. Ihr Gegenpol ist die hysterische Photographin Sophie (Judith Rosmair), die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt, die von ihrem Vater finanzierte Luxus-WG genießt und aus den Flüchtlingen ein Kunstprojekt machen möchte.

In diesen Szenen zeigt sich deutlich das Problem von „Willkommen“, das die Kritiken schon nach Sönke Wortmanns Düsseldorfer Uraufführungs-Inszenierung im Februar klar benannten: Die Figuren sind klischeehafte Figurenschablonen, die ein leichtes Opfer für den Spott abgeben. Bedenklich ist, dass linkes und liberales Denken ziemlich pauschal als „Weltverbessererspinnerei desavouiert“ wird, wie Sascha Westphal auf Nachtkritik schrieb.

Davon abgesehen bekommt das Publikum unterhaltsamen Edelboulevard geboten. Das Berliner Renaissance Theater wartet in der Regie von Torsten Fischer sogar mit Ex-Schaubühnen-Stars vom Kaliber einer Imogen Kogge und einer Judith Rosmair auf. Es gibt auch manches zum Schmunzeln, aber ein echtes Pointenfeuerwerk wird nicht entfacht.

„Willkommen“ hatte am 5. Juni am Renaissance Theater Premiere. Weitere Informationen und Termine

Bild: Florian Profitlich

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